Stell dich doch einmal kurz vor und erzähl uns, was du als Nachhaltigkeitsmanagerin bei Bünting genau machst.
Mein Name ist Laura Friedrich. Als Nachhaltigkeitsmanagerin bei Bünting besteht meine Arbeit vor allem darin, die Prozesse für die zukünftige Nachhaltigkeitsberichterstattung aufzubauen und verschiedene Nachhaltigkeitsleistungen ins Leben zu rufen. Bei der Nachhaltigkeit steht für uns als Händler das Thema Regionalität stark im Fokus.
Was genau für Maßnahmen für die Nachhaltigkeit macht ihr in eurem Unternehmen? Insbesondere der Lieferkette? An euren Standorten? Und schlussendlich im Konsum?
Wir koordinieren verschiedenste Maßnahmen zur Nachhaltigkeit über alle Unternehmensbereiche hinweg. Unsere Logistik nimmt an der Initiative „Lean & Green“ teil, hier konnten im Jahr 2023 17% der Emissionen im Vergleich zum Vorjahr eingespart werden. In der Lieferkette achtet unser Category Management auf langjährige Beziehungen zu unseren, bevorzugt regionalen und lokalen Lieferant:innen. Hieraus hat sich im letzten Jahr die Eigenmarke „HofWerte“ entwickelt, mit der wir unseren Kund:innen Fleisch- und Wurstwaren sowie Obst und Gemüse anbieten, welches bis zum Erzeuger zurückverfolgt werden kann. Die landwirtschaftlichen Betriebe befinden sich ausschließlich in Niedersachsen oder NRW, sodass wir kurze Transportwege gewährleisten und Lieferkettentransparenz schaffen können. Unter unserem Regionalkennzeichen „Gutes aus der Region“, finden unsere Kund:innen Produkte, die direkt von den Erzeuger:innen in unsere jeweiligen Märkte geliefert werden, sodass das Angebot von Markt zu Markt variieren kann.
An unseren Standorten werden verschiedenste Maßnahmen umgesetzt. So haben wir an der Verwaltung in Nortmoor eine PV-Anlage installiert. Die Räume werden nicht mit Klimaanlagen gekühlt, sondern durch ein Umluftverfahren. Wir erarbeiten aktuell Maßnahmen, um die Biodiversität stärker zu fördern, als wir es heute tun. Außerdem setzen wir bei Neu- und Umbauten unserer Märkte auf eine möglichst energieeffiziente Betreibung, beispielsweise durch moderne Kühlanlagen mit nachhaltigeren Kältemitteln oder die Nutzung von PV-Anlagen.
Hinsichtlich des Konsums versuchen wir unseren Kund:innen eine möglichst gute Orientierung und Vielfalt zu bieten. So kennzeichnen wir beispielsweise bio-zertifizierte, vegane und vegetarische Produkte oder solche, die aus der Region stammen.

Außerdem nutzen wir freie Flächen in unseren Märkten, um auf Energiemaßnahmen oder andere Nachhaltigkeitsmaßnahmen hinzuweisen. Neben der reinen Kommunikation bieten wir unseren Kund:innen einen Ernährungsservice. Im letzten Jahr haben wir außerdem das erste Mal eine Streuobstwiese in unserem Vertriebsgebiet verlost, um auf die Herkunft von Obst und Gemüse hinzuweisen. Zudem sind wir aktuell dabei, die Ladeinfrastruktur an unseren Standorten auszubauen, sodass unsere Kund:innen während ihres Einkaufs, aber auch unsere Mitarbeitenden ihr E-Auto laden können.
Wir engagieren uns in nachhaltigen Netzwerken und bauen die Zusammenarbeit mit Startups, insbesondere im Rahmen von nachhaltigem Wirtschaften, auf. Ein großes Aufgabenfeld ist es, die Mitarbeiterschaft für Nachhaltigkeit zu begeistern und Bewusstsein zu schaffen, und das fängt bei den Führungskräften an.
Habt ihr ein eigenes Nachhaltigkeits-Monitoring? Und wie sieht das genau aus?
Aktuell befinden wir uns im Aufbau unseres Nachhaltigkeits-Monitorings, bei dem verschiedene Daten, die im Unternehmen bereits vorliegen, zusammengeführt werden, so beispielsweise unsere Abfalldaten oder Energieverbräuche. Weiterhin arbeiten wir aktuell an der Erstellung unserer ersten Klimabilanz. Im Category Management wird aktuell eine Bachelorarbeit zum Thema „Nachhaltige Sortimente“ geschrieben, um unsere Produkte noch besser zu spezifizieren und konkrete Maßnahmen für nachhaltigere Sortimente abzuleiten.
Was meinst du, inwieweit kann der Lebensmitteleinzelhandel das Kaufverhalten in Richtung Nachhaltigkeit steuern?
Eine aktuelle Studie des Umweltbundesamtes mit dem Titel „Wie nachhaltig sind die deutschen Supermärkte?“, beschreibt die Verantwortung des Handels sehr gut, indem sie diese als Schnittstelle zwischen Industrie und Konsument:innen bezeichnet. Er beeinflusst was, wo und wie produziert wird und gleichzeitig auch, was konsumiert wird, beispielsweise durch die Sortimentsgestaltung, Produktplatzierungen oder Werbung am POS. Auf der anderen Seite haben unsere Konsument:innen die freie Wahl, sodass es vor allem auch in der Verantwortung des Handels liegt, alle wichtigen Informationen für eine nachhaltige Kaufentscheidung offenzulegen.
Global gesehen kann durch den heimischen Anbau von Leguminosen dem überseeischen Import von Soja und damit dem nicht nachhaltigen Anbau von Sojabohnen in Amerika entgegengewirkt werden.
Stichwort Consumer Citizen Gap, was sind eure Erkenntnisse der letzten Jahre?
YouGov zeigt aktuell auf, dass die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten, dazu zählen vor allem Bio-Produkte, wieder deutlich steigt, einer der stärksten Konsumtrends ist und auch zukünftig sein wird. Aber Nachhaltigkeit darf nichts mit Verzicht oder Verbot zu tun haben. Nachhaltige Produkte sollten so positiv kommuniziert und platziert werden, dass sie freiwillig und intrinsisch motiviert gekauft und konsumiert werden. Nachhaltigkeit muss im LEH, wie alle anderen Sortimente auch, inszeniert werden und Spaß machen.
Welche Kampagnen wurden von euch initiiert, um die Nachhaltigkeit zu fördern?
Wir haben verschiedene Dinge initiiert, um vor allem das Bewusstsein für Nachhaltigkeit zu fördern. In der Mitarbeitenden-Zeitschrift, die circa alle zwei Monate veröffentlicht wird, gestalten unsere Nachhaltigkeitsscouts eine Seite und informieren über verschiedene Themen zur Nachhaltigkeit, zum Beispiel Inputs über den CO2-Fußabdruck oder Tipps für ein nachhaltigeres Weihnachten. Die Nachhaltigkeitsscouts sind Azubis, die sich für das Thema Nachhaltigkeit engagieren.
Außerdem haben wir die Nachhaltigkeitsthemen konsolidiert, um sie auf unserer Internetseite für Kund:innen besser sichtbar zu machen und sind gerade dabei auch in unseren Märkten, durch verschiedenste Kommunikationsmöglichkeiten unsere Bemühungen sichtbarer zu machen. Im letzten Jahr haben wir das erste Mal zusammen mit Immerbunt GmbH eine Streuobstwiese verlost, um das Bewusstsein für die Herkunft von Lebensmitteln und die Bedeutung von Biodiversität stetig zu steigern. Wir sind aber auch selbstkritisch und wissen, dass das noch viel mehr möglich ist.

Welche regulatorischen Maßnahmen gibt es aus der Politik für das Thema Nachhaltigkeit?
Von der EU-Ebene bis zur deutschen Gesetzgebung, gibt es verschiedenste Verpflichtungen, wie die EU-Nachhaltigkeitsberichterstattungspflicht, der Nachweis eines Energiemanagementsystems (ISO50001) oder der Packaging and Packaging Waste Regulation, die Unternehmen vor weitreichende Herausforderungen im Bereich der (Transport-) Verpackungen stelle. Auf deutscher Ebene ist es durch die neue Regierung schwer zu sagen, welche Themen perspektivisch konkret auf uns zukommen.
Wir blicken den verschiedenen Herausforderungen positiv entgegen und möchten Nachhaltigkeit aktiv und verantwortungsbewusst vorantreiben.
Vielen Dank für das Interview!
Du möchtest wissen, ob unsere Ernährung in Zukunft gesichert ist? Dann findest du in unserem Interview mit Prof. a.D. Dr. Dr. h. c. Harald von Witzke spannende Einblicke.

Lies in unserem Blogbeitrag „Nachhaltige Ernährung – Wie geht das?„ wie schnell und einfach du eine nachhaltige Ernährung in deinem Leben intigrieren kannst.
