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Nachhaltige Ernährung – Wie geht das?

Nachhaltiges Handeln bedeutet, die gegenwärtigen Bedürfnisse zu erfüllen, ohne dabei kommende Generationen in ihren Möglichkeiten und Ressourcen einzuschränken. Wir sollten die drei Säulen der Nachhaltigkeit – wirtschaftliche Effizienz, soziale Gerechtigkeit und ökologische Tragfähigkeit – gleichermaßen berücksichtigen. Aber was bedeutet dies in Bezug auf nachhaltige Ernährung genau?

Wie ernähre ich mich nachhaltig?

Eine nachhaltige Ernährung fördert das Wohlbefinden und ein gesundes Leben und ist leicht zugänglich, erschwinglich, sicher, umweltschonend, ökonomisch gerecht und kulturell angepasst – für heute und zukünftige Generationen. Nachhaltige Ernährung ist ein wichtiger Teil einer nachhaltigen Gesamtentwicklung, wie es in der Agenda 2030 als gemeinsame Vision der Nachhaltigkeit von den Vereinten Nationen 2015 festgelegt wurde.

Diskussionen über Umwelt- und Gesellschaftsnachhaltigkeit konzentrieren sich zunehmend auf unsere Essgewohnheiten sowie die Herkunft und Beschaffung von Lebensmitteln. Unsere täglichen Entscheidungen beeinflussen die Umwelt, das Klima, die Lebensmittelherstellung und -verarbeitung sowie unsere Gesundheit. Immer mehr Menschen interessieren sich daher für umweltfreundlich produzierte Lebensmittel und bemühen sich um gut informierte Einkaufsentscheidungen. 

Doch wie können wir uns bewusster entscheiden, um eine nachhaltige Zukunft zu gestalten? In diesem Beitrag betrachten wir, wie unsere Essgewohnheiten die Welt um uns herum beeinflussen und wie wir durch kleine Veränderungen viel bewirken können. Unser Ziel ist es, ein besseres Verständnis für die Herausforderungen und Chancen zu schaffen, die sich durch nachhaltige Ernährung und Lebensmittelbeschaffung ergeben.

Wie beeinflussen unsere Essgewohnheiten die Umwelt?

Die Landwirtschaft, vor allem die Nutztierhaltung für die Erzeugung von tierischen Lebensmitteln, hat eine wichtige Rolle in der aktuellen Diskussion über den Klimawandel. Einerseits ist sie aufgrund ihrer starken Abhängigkeit vom Klima direkt von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Andererseits trägt die Landwirtschaft selbst zu Treibhausgasemissionen bei. Im Jahr 2022 stammten etwa fünf Prozent der Emissionen in Deutschland direkt aus der Tierhaltung.

Wichtig ist die Unterscheidung zwischen dem natürlichen Kohlenstoffkreislauf in der Landwirtschaft und dem fossilen Kohlenstoffkreislauf. Beim natürlichen Kohlenstoffkreislauf wird der Methanausstoß der Rinder in die natürliche Kreislaufwirtschaft eingespeist. Beim fossilen Kohlenstoffkreislauf verbleibt der Kohlenstoff in der Atmosphäre. 

Um eine nachhaltige Versorgungssicherheit mit Nahrungsmitteln zu gewährleisten, benötigen wir den natürlichen Kohlenstoffkreislauf. Der Pflanzenbau für die Erzeugung pflanzlicher Lebensmittel ist von diesem Kreislauf und somit von der Tierhaltung abhängig.

Was damit genau gemeint ist und wie es funktioniert, ist in unserem Blogbeitrag „Wie klimaschädlich ist die Landwirtschaft wirklich?“ genauer erklärt. Ebenfalls erklären wir in dem Beitrag, wie die Methanemissionen, die durch Nutztiere in der Landwirtschaft entstehen, verringert werden. Zurückzuführen ist dies zum Beispiel auch auf die sinkenden Tierbestände in Deutschland. 

Ist es nachhaltig, wenn die Anzahl der Tiere in Deutschland weiter sinkt? 

Die Industrie- und Handelskammer Oldenburg hat in diesem Zusammenhang die TRAIN-Studie durchgeführt, um mögliche Folgen in Bezug auf die wirtschaftlichen und sozialen Aspekte der Nachhaltigkeit zu untersuchen. Verschiedene Szenarien zeigen, wie ein Rückgang der Tierbestände sich auf die Wirtschaft, Arbeitsplätze und Region im Norden Niedersachsens auswirken könnte. Im „starken Rückgangs“-Szenario sinkt die Bruttowertschöpfung in der Agrarwirtschaft um 54 Prozent und in der Nahrungs- und Futtermittelindustrie um 30 Prozent. Die Beschäftigungsverluste betragen 55 Prozent bzw. 32 Prozent. Diese Ergebnisse könnten auch auf andere Regionen Deutschlands übertragbar sein, die von der Landwirtschaft geprägt sind. 

Lebensmittel und ihre Nährstoffdichte

Fleisch hat in einer Ökobilanzierung immer einen der höchsten Fußabdrücke. Sowohl bei der Klimabilanz als auch bei der Landnutzung oder dem Frischwasserverbrauch. Oft gibt es jedoch entscheidende Verzerrungen in den Publikationen beim Vergleich von Lebensmitteln bei der Klimabilanzrechnung. Die Proteinqualität und die Nährstoffdichte der zu vergleichenden Lebensmittel sind in der Klimabilanzrechnung oft nicht berücksichtigt. Wenn jedoch eine Abgleichung mit der Nährstoffdichte vorgenommen wird, ergeben sich für Fleisch niedrigere Werte in der Klimabilanzrechnung. Ähnliches gilt für Milch und Milchprodukte. Vergleicht man nicht die Masse des jeweiligen Produkts, sondern seine Nährstoffdichte, fällt die Bilanz anders aus. 100g Fleisch haben andere Nährstoffe als 100g eines Ersatzproduktes. Fachlich falsche Darstellungen können das Risiko für ernährungsphysiologische Ungleichgewichte erhöhen und zu Nährstoffmangel oder „Hidden-Hunger“ führen. Dies wird auch in Industrieländern zunehmend beobachtet.

Ein weiterer Faktor ist zum Beispiel der Verbrauch von Frischwasser. Obwohl in der Fleischerzeugung viel Wasser verwendet wird, verbrauchen pflanzliche Lebensmittel aus sehr trockenen Regionen aufgrund der künstlichen Bewässerung deutlich mehr Wasser.

Wenn du mehr Ernährungsmythen erfahren möchtest, lies unser Interview mit Malte Rubach hier: Interview – Ernährungsmythen.


#farbebekennen – Unser Fazit:

Eine nachhaltige Ernährung, wie von der FAO und WHO definiert, fördert gesundes Leben und Wohlbefinden, ist leicht zugänglich, erschwinglich, sicher, umweltschonend, ökonomisch gerecht und kulturell angepasst. Die Diskussionen über Umwelt- und Gesellschaftsnachhaltigkeit konzentrieren sich immer stärker auf Essgewohnheiten und die Herkunft von Lebensmitteln. Es ist positiv zu beobachten, dass viele Menschen sich über die Lebensmittel und deren Herkunft informieren, um bewusste Kaufentscheidungen zu treffen. Eine ausgewogene Ernährung, die tierische Produkte einschließt, ist nach wie vor ausschlaggebend für die ausgeglichene Nährstoffversorgung.

Die Diskussionen über den Einfluss des Fleischverzehrs auf den Klimawandel und die Umwelt sind aufgrund verzerrter Darstellungsweisen oft nicht aussagekräftig. Für die Analyse der Umweltwirkung von Lebensmitteln müssen die Nährstoffdichte und die Proteinqualität berücksichtigt werden, um einen sachlichen Vergleich darlegen zu können. Eine Reduktion der Tierbestände in der deutschen Landwirtschaft hat negative Auswirkungen auf alle drei Säulen der Nachhaltigkeit. Bei einer Verlagerung der Tierhaltung ins Ausland werden die daraus resultierenden Treibhausgasemissionen mit verschoben. Dieser sogenannte Leakage -Effekt führt somit lediglich zu einer Verschiebung. Im weltweiten Vergleich weist Deutschland bezogen auf die erzeugten Lebensmittelmengen landwirtschaftlicher Erzeugung sehr gute bis gute Ökoeffizienzen vor. Deutschland erweist sich somit als absoluter Gunststandort für die Tierhaltung, als auch für die pflanzliche Lebensmittelerzeugung.


BMZ: Nachhaltigkeit (nachhaltige Entwicklung) (Stand: 26.10.2023)

BMEL: Konzept zur Förderung einer nachhaltigen Ernährung (Stand: 26.10.2023)

BMEL: Ernährungsreport 2023 (Stand: 26.10.2023)

DGE: Vollwertig essen und trinken nach den 10 Regeln der DGE (Stand: 26.10.2023)

LAND.SCHAFT.WERTE. Interview – Ernährungsmythen (Stand: 26.10.2023)

UBA: Beitrag der Landwirtschaft zu den Treibhausgas-Emissionen (Stand: 27.10.2023)

LAND.SCHAFFT.WERTE.: Wie klimaschädlich ist die Landwirtschaft wirklich? (Stand: 27.10.2023)

DESTATIS: Zahl der Rinder leicht gesunken (Stand: 27.10.2023)

DESTATIS: Schweinebestand 2023 im Vergleich zum Vorjahr gesunken (Stand: 27.10.2023)

Alexander Fink, Barbara Grabkowsky, Albert Hortmann-Scholten, Andreas Lagemann, Sarah Ohse, Jan Wedemeier, André Wolf: Transformationsszenarien der Agrar- und Ernährungswirtschaft in Nord-West-Niedersachsen (TRAIN), Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) | 2022, ISSN 1862-4960

Alternative “Global Warming” Metrics in Life Cycle Assessment: A Case Study with Existing Transportation Data, Environ. Sci. Technol. 2011, 45, 20, 8633–8641
Beal Ty, Ortenzi Flaminia: Priority Micronutrient Density in Foods, Frontiers in Nutrition, Volume 9/2022

Prof. Dr. Dr. Christian Henning, Dr. Peter Witzke, MSc agr. Lea Panknin, Dr. Michael Grunenberg: Ökonomische und Ökologische Auswirkungen des Green Deals in der Agrarwirtschaft, Institut für Agrarökonomie, Abteilung Agrarpolitik, Christian-Albrechts-Universität vollversion-der-studie-deutsch (Stand: 06.11.2023)

(1) LinkedIn: „Malte Rubach gunststandort deutschland tierhaltung“ (Stand:13.11.2023)

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