In der heutigen Zeit, in der Nachhaltigkeit eine immer wichtigere Rolle spielt, bietet die bewusste Gestaltung unseres Einkaufsverhaltens eine hervorragende Gelegenheit, einen nachhaltigen Beitrag zu leisten. Lebensmittel nachhaltig einkaufen ermöglicht nicht nur die Reduzierung unseres ökologischen Fußabdrucks, sondern hat auch positive Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft und unser persönliches Budget. In diesem Artikel zeigen wir dir, wie eine durchdachte Mahlzeitenplanung und gezieltes Einkaufen dazu beitragen können, Ressourcenverschwendung zu minimieren, CO2-Emissionen zu verringern und unsere Umwelt zu entlasten, während wir gleichzeitig Kosten sparen.
Wie können wir Lebensmittel nachhaltig einkaufen?
Schon bei der Planung unserer Ernährung und der nachfolgenden Organisation unserer Lebensmitteleinkäufe können wir bewusst nachhaltig handeln. Indem wir einmal pro Woche planen, was wir in den nächsten Tagen essen möchten, können wir unsere Vorräte überprüfen und eine Einkaufsliste erstellen. Durch selteneres Einkaufen reduzieren wir unseren Verbrauch von Ressourcen. Weniger Fahrten und Lieferungen bedeuten weniger CO2-Emissionen und Belastungen für die Umwelt. Durch das Planen unserer Mahlzeiten und gezieltes Einkaufen wird Lebensmittelverschwendung reduziert. Wir haben einen besseren Überblick über unseren Bedarf, sodass wir nur das kaufen, was wir benötigen. So wird das Risiko, dass Lebensmittel schlecht werden oder überflüssige Lebensmittel im Müll landen, minimiert. Indem wir regionale Produkte bevorzugen, können wir bereits ein Stück weit Lebensmittel nachhaltig einkaufen und die lokale Wirtschaft fördern, sowie den Transport von Waren über weite Strecken minimieren. Auch durch saisonales Einkaufen unterstützen wir die Umwelt, da lange Transportwege vermieden und Lagerungstechniken reduziert werden. Zudem minimiert unverpacktes Einkaufen den Abfall und fördert Nachhaltigkeit, indem Einwegverpackungen eingeschränkt werden. Das Mitnehmen von eigenen Taschen und Behältern ist ein einfacher Schritt, um Abfall zu reduzieren und gehört zu den einfachsten Einkaufspraktiken für mehr Nachhaltigkeit. Außerdem kannst du durch eine gute Planung teure Impulskäufe oder unnötige Einkäufe vermeiden und somit Geld sparen.
Produktsiegel für Transparenz beim Einkaufen
Verschiedene Labels werden auf verpackten Lebensmitteln im Einzelhandel abgedruckt. Sie informieren uns über die Herkunft, die Fairness beim Handel oder die Tierhaltung.
Das Ergebnis der Forsa-Umfrage zum BMEL-Ernährungsreport 2023 zeigt, dass 66 Prozent der Befragten immer oder meistens ein Regional-Siegel bevorzugen, das die Herkunft von Produkten aus der Region angibt. Ebenso achten 65 Prozent auf ein Tierwohllabel, das Fleisch aus besonders tiergerechter Haltung auszeichnet. Auch sind 59 Prozent an dem Bio-Siegel interessiert, welches Produkte markiert, die den ökologischen Landbau-Richtlinien der EU entsprechen.
Die Kennzeichnung der Tierhaltung nach den Haltungsbedingungen der Initiative Tierwohl wird bisher von den Lebensmittelhersteller:innen freiwillig auf den Verpackungen angebracht, um den Verbraucher:innen diese Informationen zur Verfügung zu stellen. Im August 2023 wurde das Gesetz zur staatlichen Tierhaltungskennzeichnung für Lebensmittel tierischer Herkunft beschlossen, welches schrittweise eingeführt wird. Weitere Informationen zu Haltungsformen der Initiative Tierwohl und zur staatlichen Kennzeichnung von Lebensmitteln findest du in unseren Blogbeiträgen „Die Haltung hinter dem Tierwohllabel“ und „Staatliche Tierhaltungskennzeichnung“.
Digitale Helfer: Lebensmittel nachhaltig einkaufen mithilfe von innovativen Apps
Mittlerweile gibt es auch verschiedene Apps für Smartphones, die uns bei unseren Lebensmitteleinkäufen unterstützen. Unterschiedliche Apps stellen verschiedene Informationen über Inhaltsstoffe bestimmter Lebensmittel, den CO2-Fußabdruck dar oder vermitteln regionale Direktvermarkter für frische Lebensmittel direkt aus deiner Nähe. Beispiele für solche Apps sind:
- CodeCheck: Diese App ermöglicht es Nutzern, den Barcode von Lebensmitteln zu scannen und Informationen über Inhaltsstoffe sowie deren gesundheitliche Auswirkungen zu erhalten.
- Eaternity: Eaternity fokussiert sich auf den CO2-Fußabdruck von Lebensmitteln und bietet Datenbanken, die Nutzern helfen, umweltfreundliche Optionen zu identifizieren.
- Buycott: Diese App ermöglicht es Verbrauchern, ihre Kaufentscheidungen mit ihren ethischen Prinzipien in Einklang zu bringen, indem sie Informationen über die Hintergründe von Marken und Produkten liefert.
- Too Good To Go: Diese App hilft dabei, Lebensmittelverschwendung zu reduzieren, indem sie es ermöglicht, überschüssige Lebensmittel von Restaurants und Supermärkten zu einem vergünstigten Preis zu kaufen.
- SupportYourFarmer: Kaufe direkt bei Landwirten aus deiner Region. Die App Support Your Farmer ermöglicht es dir, online Lebensmittel direkt von Höfen in deiner Umgebung zu kaufen. Durch Angabe deiner Postleitzahl zeigt die App Höfe in deiner Nähe mit Online-Hofläden und deren Produkten an.
- WALDFLEEISCH: Wildfleisch direkt vom Jäger in deiner Nähe kaufen: Erhalte direkten Zugang zu Fleisch und weiteren Produkten eines sachkundigen Jägers, der entweder seine Fleischerzeugnisse selbst herstellt oder von Fleischern verarbeiten lässt. Diese stehen in der App zum Kauf zur Verfügung.
Es existieren einige weitere Apps im Bereich nachhaltiger Lebensmitteleinkauf und Ernährung. Einzelne davon bieten uns Auskünfte zu regionalen Produkten, saisonaler Verfügbarkeit und unterstützen uns aktiv dabei, Verpackungsmüll zu vermeiden. Es könnte sich lohnen, speziell nach Apps zu suchen, die unseren Informationsbedarf gerecht werden.
Bringen Bio-Lebensmittel mehr Nachhaltigkeit?
Lebensmittel aus ökologischem Anbau und ökologischer Tierhaltung leisten einen Beitrag zur Schonung der Umwelt, obwohl die Auswirkungen auf das Klima je nach Verschiebungseffekten variieren können. Wenn wir Bio-Lebensmittel wählen, entscheiden wir uns für eine Landwirtschaft, die weniger auf höheren Ertrag setzt. Jedoch benötigt der ökologische Anbau mehr Fläche, da die Ernteerträge pro Hektar geringer sind als in der konventionellen Landwirtschaft. Dies kann dazu führen, dass mehr Lebensmittel nach Deutschland importiert werden. Was wiederum den ökologischen Fußabdruck erhöhen kann. Hierin liegt ein Balanceakt zwischen ökologischer Verantwortung und der Notwendigkeit, genügend Nahrung bereitzustellen. Im Jahr 2050 werden für zehn Milliarden Menschen noch einmal 50 Prozent mehr Kalorien benötigt. Dies bedarf schon ohne ökologische Landwirtschaft, etwa 200 Millionen Hektar mehr Landfläche für den Pflanzenanbau und 400 Millionen Hektar Weideland. Diese Dimension stellt bereits eine erhebliche Herausforderung für die bestehenden Nachhaltigkeitsziele dar. Sollte die ökologische Landwirtschaft den Hauptanteil ausmachen, wäre der Bedarf an Fläche noch deutlich größer.
Crowdbutching: Gemeinschaftlich nachhaltig Fleisch kaufen
Crowdbutching, auch als Crowdbutchering bekannt, ist eine innovative Form des gemeinschaftlichen Fleischkaufs direkt beim Erzeuger. Hierbei schließen wir Konsument*innen uns zusammen, um gemeinsam ein Schlachttier zu erwerben. Das Tier wird erst geschlachtet, wenn alle Teilstücke verkauft sind.
Diese nachhaltige Praxis gewährleistet eine umfassende Verwertung des Tieres, minimiert Lebensmittelverschwendung und fördert die Wertschätzung für nachhaltig erzeugtes Fleisch. Auf Online-Plattformen werden einzelne Tiere von Rindern über Schweine bis zu Geflügel nach dem Crowdbutching-Prinzip vermarktet. Wir können einzelne Anteile von einem bestimmten Schlachttier bestellen und je nach Anteil erhalten wir die entsprechenden Teilstücke. Die Transparenz in Bezug auf Herkunft und Aufzucht fördert das Bewusstsein der Konsumentinnen für die Lebensmittelherstellung. Mehr dazu kannst du in unserem Wissensbeitrag „Crowdbutching – Teile dir ein Rind!?“ erfahren.
#farbebekennen – Unser Fazit:
Insgesamt zeigt unser Beitrag, dass nachhaltiges Einkaufen nicht nur die Umwelt schützt, sondern auch zu einem bewussteren Konsumverhalten und einer verbesserten Lebensqualität führen kann. Es lohnt sich, die eigenen Bedürfnisse zu reflektieren und gezielt nach nachhaltigen Praktiken und Produkten zu suchen, um einen positiven Beitrag für die Welt und uns selbst zu leisten.
Wir können durch die Planung unserer Mahlzeiten, die Erstellung von Einkaufslisten und bewusstes Einkaufen aktiv dazu beitragen, Ressourcenverbrauch zu minimieren, CO2-Emissionen zu reduzieren und dabei sogar Kosten zu sparen. Die Labels auf Lebensmittelverpackungen verschaffen uns Transparenz über Herkunft, Tierhaltung und ökologische Standards. Mit modernen Apps können wir gezielt nachhaltige Produkte auswählen.
In Anbetracht der ökologisch erzeugten Lebensmittel lässt sich feststellen, dass sie zweifellos einen positiven Beitrag zur Umweltschonung leisten. Dennoch müssen wir berücksichtigen, dass ihre ökologischen Vorteile mit einer bescheideneren Nahrungsmittelversorgung einhergehen. Die Entscheidung für Bio-Lebensmittel bedeutet, sich für eine Landwirtschaft zu entscheiden, die weniger auf intensiven Ertrag und dadurch mehr Fläche benötigt. Dies kann zu verstärkten Importen führen und letztlich den ökologischen Fußabdruck erhöhen. Crowdbutching, als innovative Form des gemeinschaftlichen Fleischkaufs, ermöglicht es uns, Tiere umfassend zu verwerten und somit Lebensmittelverschwendung zu minimieren.
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