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Die Haltung hinter dem Tierwohllabel

Warum sprechen wir über ein Tierwohllabel? Die Reputation, sprich das Ansehen, der Fleischwirtschaft ist denkbar schlecht. Hierfür existieren verschiedene Gründe. Von den Fleischskandalen über die in die Diskussion gekommenen Haltungsbedingungen der Tiere. Nicht von der Hand zu weisen ist, dass sich die Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten von der Landwirtschaft, und damit einhergehend der Fleischbranche, entfremdet hat. Das steigende gesellschaftliche Interesse an den Haltungssystemen der deutschen landwirtschaftlichen Tiere hat zudem zu einem Anstieg der medialen und politischen Aktivitäten geführt. Eine logische Konsequenz aus dieser anhaltenden Diskussion war also: die Einführung der Tierwohllabel. Mit dem Tierwohllabel ist dem interessierten Verbrauchenden ein Wegweiser an die Hand gegeben worden, der ihn schnell und unkompliziert bei beim täglichen Einkauf tierischer Lebensmittel erkennen lässt, nach welchem Tierwohlstandard das Tier zuvor gelebt hat.

Tierwohllabel Durchblick

Tierwohllabel – Tierhaltung in Siegel verpackt

In der Stufe 1 „Stallhaltung“ werden die Tiere nach gesetzlichen Mindestanforderungen gehalten. Einige Kriterien gehen aber teilweise, wie im Bereich Fütterung und Tiergesundheitsmonitoring, über diese hinaus.

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Die in Stufe 2 „Stallhaltung Plus“ eingeordneten Tierwohl-Siegel müssen den Tieren mindestens 10 Prozent mehr Platz und zusätzliches Beschäftigungsmaterial bieten. Mit dieser Stufe werden zum Beispiel Produkte gekennzeichnet, die das Siegel der Initiative Tierwohl (ITW) tragen.

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In der Stufe 3 „Außenklima“ haben die Tiere noch einmal mehr Platz und dazu unmittelbaren Frischluftkontakt zum Beispiel durch sogenannte Offenfrontställe. In dieser Stufe sind z.B. Qualitätsfleischprogramme des Lebensmitteleinzelhandels zu finden.

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Die vierte und höchste Stufe heißt „Premium“. Hier finden Verbraucher*innen Produkte der Bioverbände und andere Siegel, die besonders hohe Tierwohlkriterien erfüllen.

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In der Stufe 4 muss den Tieren neben einem deutlich erhöhten Platzangebot auch verpflichtend Auslaufmöglichkeiten geboten werden.

Das sagen Expert:innen zum Tierwohllabel

Dr Patrick Klein Initiative Tierwohl zum Thema Tierwohllabel
Dr. Patrick Klein, Sprecher der Initiative Tierwohl und des Labels Haltungsform

Herr Dr. Klein, Tierwohl ist in aller Munde und wir von LAND.SCHAFFT.WERTE. haben uns in unserer aktuellen Kampagne das Ziel gesetzt, Tierwohl aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln zu beleuchten. In unserem neuesten Video schauen wir uns die unterschiedlichen Stallformen in Deutschland an und daher liegt es nahe, dass wir uns an dem Siegel Haltungsform orientieren. 

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Aktuell steigt der Wunsch der Gesellschaft zu erfahren, wie die Tieren gehalten werden. Forderungen nach einer nachhaltigen, tierwohlbasierten & ethisch korrekten Tierhaltung gewinnen immer mehr an Substanz. Diesem gesellschaftlichen Wunsch folgend, befindet sich die landwirtschaftliche Branche in einem der größten Strukturwandel, den sie je zu bewältigen hatte. Der begonnene Strukturwandel zeichnet sich auch in der Anzahl an Tieren in den vier Haltungsform-Stufen ab. Die Anzahl an Tieren in der Haltungsform 1 überwiegt immer noch, wird aber kontinuierlich weniger werden. Die Haltungsformen 3 und  4 spielen, auch aufgrund ihre höheren Verbraucherpreise, bei den Verbrauchenden aktuell eher eine Nebenrolle, sodass auch hier das Angebot niedriger ist. Angebot und Nachfrage bestimmen am Point of Sale die Menge der angebotenen Produkte. 

In der Stufe 2 hat  es durch die neue Phase bei der Initiative Tierwohl, die Anfang des Jahres 2021 gestartet ist, einen nennenswerten Anstieg gegeben (seit 2021 sind  es 35 Prozent , statt bisher 6 Prozent). Viele Betriebe wechseln bzw. stehen kurz vor einem Wechsel  von der Haltungsstufe 1 zu 2. Für die Tiere bedeutet dies ein Mehr an Platz und Beschäftigungsmaterial. Der nächste Schritt zu Haltungsform 3 ist mit  höheren politischen, umwelttechnischen und wirtschaftlichen Hürden verbunden, sodass sich hier der Wandel länger hinziehen wird.

Der Stall der Zukunft

Bernd Meerpohl Big Dutchman Vechta Tierwohllabel
Bernd Meerpohl, Vorstandsvorsitzender Big Dutchman Vechta

Ein Großteil der Gesellschaft möchte das Wohl landwirtschaftlicher Nutztiere besser geschützt wissen. In Bezug auf die Schweinehaltung geht es uns dabei laut Umfragen vor allem um das Platzangebot, die Bodenbeschaffenheit, Licht- und Klimaverhältnisse – möglichst mit Außenklimareizen – sowie um Spiel- und Beschäftigungsmöglichkeiten für die Tiere. Doch wie sieht so ein Stall der Zukunft überhaupt aus? Dazu haben wir Bernd Meerpohl -Vorstandsvorsitzenden der Big Dutchman AG – einem Unternehmen, dass u.a. Stalleinrichtungen für die Haltung von Schweinen und Geflügel baut – gefragt

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#farbebekennen – Unser Fazit:

Für die Landwirt:innen und die landwirtschaftliche Branche allgemein ergeben sich durch die gesellschaftlichen Forderungen verschiedene Zielkonflikte, die es zu lösen gilt. Auf der einen Seite stehen die gesellschaftlichen Forderungen, denen sie nachkommen möchten. Auf der anderen Seite sind es die wirtschaftlichen und politischen Aspekte, nach denen sie produzieren müssen und die ihnen teilweise wenig finanziellen und betrieblichen Spielraum geben. 

Ziel aller muss es daher sein, gesellschaftliche und politische Rahmenbedingungen zu setzen, die es ermöglichen, Betriebe nachhaltig und tiergerecht zu führen. Nur so ist es möglich, eine Tierhaltung in Deutschland zu erhalten, die gesellschaftlich akzeptiert, nachhaltig und tierwohlgerecht ist.


Quellen:

Albersmeier, F., Spiller, A. (2010): Die Reputation der Fleischwirtschaft: eine Kausalanalyse. In: German Journal of Agricultural Economics 60(4): 258-270

BMEL Ernährungsreport 2021

Christian Dürnberger, Ethik für die Landwirtschaft: Das philosophische Bauernjahr

DGfZ-Stellungnahme „Beitrag der Züchtung zu Gesundheit und Wohlergehen von zur Erzeugung von Lebensmitteln gehaltener Tiere“, 2021

Enneking, Ulrich, Kaufbereitschaft bei verpackten Schweinefleischprodukten im Lebensmitteleinzelhandel, Stand: 08. Juni 2021

Initiative Tierwohl, Stand: 04. Mai 2021

Haltungsform, Stand: 04. Mai 2021

Kamphues, Josef, TiHo Hannover, pers. Mitteilung

Klein, Patrick, Haltungsform, pers. Mitteilung

KTBL-Tagungsband „Herausforderung Tierwohl“, KTL-Tagung 2015

LFL Schweinefütterung – Beiträge zur Tiergesundheit und zum Tierwohl, Stand: 04. Mai 2021

BMEL Label für mehr Tierwohl Stand 11. Mai 2021

Pirsich, W.: Tierwohl in der Fleischbranche, Label – Verbrauchereinstellungen – Vermarktungswege, 2017

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