Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit, und die Landwirtschaft steht dabei oft in der Kritik. Besonders Kühe werden häufig als Klimakiller dargestellt. Warum? Weil sie das Treibhausgas Methan ausstoßen. Doch wie groß ist der Anteil der Kühe am Klimawandel wirklich, und gibt es Möglichkeiten, ihre Emissionen zu reduzieren? Diese Fragen beleuchtet der folgende Artikel.
Methan: Ein Klimagas im natürlichen Kreislauf
Wenn Wiederkäuer, wie beispielsweise Kühe, Schafe oder Ziegen, ihr Futter verdauen wird Methan freigesetzt. Methan ist ein starkes Treibhausgas, das etwa 25-mal klimaschädlicher ist als Kohlenstoffdioxid (CO2).
Das Methan der Wiederkäuer befindet sich jedoch in einem natürlichen Kreislauf.
Wiederkäuer können in ihrem Magen für uns Menschen nicht verdauliches Futter, wie z. B. Gras, verdauen. Als Nebeneffekt dieses Verdauungsvorgangs entsteht Methan, welches in die Atmosphäre gelangt. Dort wird es innerhalb von etwa 12 Jahren zu CO2 abgebaut, welches Pflanzen wiederum für die Photosynthese nutzen. Bei der Photosynthese wird das CO2 zusammen mit Wasser (H2O) und Licht in Sauerstoff (O2) und Glucose (C6H12O6) umgewandelt. Die Wiederkäuer auf der Weide fressen die Pflanzen, wodurch der Kreislauf von Neuem beginnt.
Methan ist also ein kurzlebiges Treibhausgas.
Weitere Informationen findest du in unserem Blog-Beitrag: https://landschafftwerte.de/wie-klimaschaedlich-ist-die-landwirtschaft-wirklich/ und in dem Video:
Neue Methanquellen, wie beispielsweise eine Erhöhung der Tieranzahl, können einen starken Einfluss auf die Erderwärmung nehmen. Bleibt der Methanausstoß konstant, führt dies langfristig nicht zu einer weiteren Temperaturerhöhung, da das Methan in der Atmosphäre abgebaut wird. In Deutschland ist die Anzahl an Kühen in den vergangenen Jahren gesunken und damit auch der Methanausstoß. Laut Umweltbundesamt sind die aus der Tierhaltung resultierenden Methan-Emissionen zwischen 1990 und 2023 um etwa 29,8 Prozent zurückgegangen.
Lösungen aus der Landwirtschaft
In der Energieerzeugung lassen sich fossile Energieträger durch erneuerbare Alternativen ersetzen, wodurch fast 100 Prozent der Treibhausgase vermieden werden können. In der Landwirtschaft ist das nicht so einfach, da Treibhausgase wie Methan eng mit natürlichen Prozessen wie der Verdauung verbunden sind.
Landwirt:innen entwickeln zusammen mit der Forschung aktiv innovative Lösungen, um die Treibhausgasemissionen zu senken. Zum Beispiel:
- Fütterungsstrategien: Futtermittelzusätze, wie Algen oder spezielle Präparate, können die Methanproduktion Magen des Wiederkäuers senken.
- Kreislaufwirtschaft: Der Einsatz von Gülle zur Biogasgewinnung schließt Kreisläufe und spart fossile Brennstoffe ein.
Kühe pflegen Dauergrünland
Hinzu kommt, dass wenn Wiederkäuer auf Weiden grasen, sie zur Erhaltung der Dauergrünlandflächen beitragen. Dauergrünland wiederum bindet in seinem Boden CO₂ und spielt damit eine wichtige Rolle im Klimaschutz.
In Regionen, in denen der Acker- oder Gemüseanbau wenig ertragreich oder kaum möglich ist – beispielsweise in Mittelgebirgslagen mit steilen Hängen, auf Böden mit hohen Grundwasserständen oder schwer zu bearbeitenden Böden – bietet Dauergrünland eine Alternative. Wiederkäuer wie Rinder und Schafe können durch ihre besondere Verdauung das nährstoffreiche Gras verwerten und in hochwertige Lebensmittel wie Milch und Fleisch umwandeln. So ermöglicht die Grünlandbewirtschaftung eine wirtschaftliche Nutzung dieser Flächen und leistet gleichzeitig einen Beitrag zur nachhaltigen Lebensmittelproduktion, ohne in Konkurrenz mit der Gemüse- oder Getreideproduktion zu treten.
Effizientes Management:
Weniger Methanemissionen bei höherer Leistung
Die Effizienz in der deutschen Rinderhaltung ist seit den 1960er Jahren gestiegen. So liefern die Kühe heute mehr als doppelt so viel Milch und Fleisch wie damals. Diese Verbesserung wurde durch optimiertes Management, Fortschritte in der Zucht, technische Innovationen und bessere Fütterung erreicht. Gleichzeitig sind die Methanemissionen aus der Rinderhaltung deutlich gesunken. Ein wesentlicher Grund dafür ist der Rückgang der Rinderzahlen in Deutschland um fast die Hälfte.
Durch diese Fortschritte in der Landwirtschaft konnte einerseits die Produktion gesteigert und gleichzeitig der Methanausstoß reduziert werden.
Ist eine nachhaltige Lebensmittelproduktion ohne Tiere möglich?
Eine nachhaltige Lebensmittelproduktion in der Landwirtschaft ist ohne Nutztiere kaum denkbar. Denn etwa 85 Prozent der in der Landwirtschaft anfallenden Produkte sind für uns Menschen nicht essbar. So fällt beispielsweise bei der Produktion von Brotgetreide neben dem Korn auch das Stroh an. Wiederkäuer haben die Fähigkeit, diese faserreiche Biomasse in ihrem Verdauungsprozess aufzuschließen. So können sie Pflanzen, die für uns keine Nahrung darstellen, in hochwertiges Protein umwandeln – und das ohne Nahrungskonkurrenz für den Menschen.
Zudem binden die Pflanzenreste, die Wiederkäuer fressen, große Mengen an Nährstoffen. Nach der Verdauung gelangen diese in Form von Mist oder Gülle zurück in den landwirtschaftlichen Kreislauf. Diese sogenannten Wirtschaftsdünger verbessern die Bodenqualität und sorgen für optimales Pflanzenwachstum, beispielsweise bei Getreide oder Zuckerrüben. Die Reste dieser Pflanzen wiederum dienen als Futtermittel für die Tiere – ein Kreislauf, der den Boden nährt, Ressourcen effizient nutzt und für eine nachhaltige Landwirtschaft essenziell ist.
Wir haben mit Prof. Dr. Wilhelm Windisch und Klemens Schulz gesprochen. Wieso Kühe keine Klimakiller sind, liest du in den folgenden Interviews:
Zusammenfassung
Kühe sind keine Klimakiller, sondern ein Bestandteil eines natürlichen Kreislaufs. Sie tragen zur Erhaltung von Dauergrünland bei, das CO₂ speichert, liefern wertvollen Dünger für die Landwirtschaft und wandeln für Menschen unverdauliche Biomasse in hochwertige Proteine um.
Die landwirtschaftlichen Prozesse sind eng miteinander verknüpft, wie die oben dargestellten Beispiele zeigen. Klimawandel, Grünlandbewirtschaftung und Kreislaufwirtschaft greifen ineinander und verdeutlichen, wie komplex und wichtig nachhaltige Ansätze in der Landwirtschaft sind.
Die Landwirtschaft engagiert sich intensiv, um ihre Emissionen zu reduzieren – zwei Beispiele sind im obigen Text dargestellt.
Wir als Konsument:innen können ebenfalls einen Beitrag leisten: Durch den Kauf regionaler Produkte unterstützen wir Landwirt:innen, die sich für eine nachhaltige Lebensmittelproduktion, Tierwohl und Klimaschutz einsetzen.
Weitere Informationen zu dem Thema Landwirtschaft und Klimawandel findet ihr auch unter:
Bundesverband Rind und Schwein
BLE: Was ist Grünlandwirtschaft und was macht sie so wertvoll? (Stand: 17.12.2024)
BRS: Dauergrünland – Wichtiger Faktor beim Klimaschutz (Stand: 08.01.2025)
BRS: Effizientes Management ermöglicht sinkende Emissionen (Stand: 17.12.2024)
BRS: Regenerativer Methankreislauf in der Rinderfütterung (Stand: 08.01.2025)
BRS: Steigende Milchmenge und sinkende Emissionen (Stand: 17.12.2024)
BZfE: Die Kuh und das Klima (Stand: 06.12.2024)
DESTATIS: Zahl der Rinder leicht gesunken (Stand: 06.12.2024)
Faktencheck Landwirtschaft: Methanemissionen in der Rinderhaltung (Stand: 06.12.2024)
Milchland Niedersachsen: Kuh und Klima: Die Rolle der Kühe in der Klimadebatte (Stand: 06.12.2024)
UBA: Beitrag der Landwirtschaft zu den Treibhausgas-Emissionen (Stand: 06.12.2024)