Die Haltung von Tieren auf landwirtschaftlichen Betrieben ist ein viel diskutierter Punkt. Die ökologische Rinderhaltung ist in den Augen vieler die tierfreundlichere Haltungsform als die konventionelle. Wenn tierische Lebensmittel aus der konventionellen Haltung, dann bitte aber aus der näheren Region. Was sind eigentlich die Unterschiede? Geht es den Tieren in einem ökologisch wirtschaftenden Betrieb wirklich besser? Wir haben uns die Unterschiede zwischen konventioneller und ökologischer Rinderhaltung einmal genauer angeschaut. Die einzelnen Kategorien der Haltung betrachten wir in diesem Blogbeitrag nicht, dies haben wir schon einmal anhand der Initiative Haltungsformen gemacht. Den Beitrag findest du unter: https://landschafftwerte.de/haltungsformen-fuer-rinder/
Wie werden die Rinder gehalten?
Bevor wir uns der konventionellen Rinderhaltung widmen, ein paar Fakten vorweg: Niedersachsen gehört mit Bayern zu den rinderstärksten Bundesländern. In Niedersachsen werden 2,35 Millionen Rinder auf 18.880 Betrieben gehalten.
Die meisten Milchkühe in Deutschland werden in sogenannten Boxenlaufställen gehalten. Dies sind Stallungen mit verschiedenen Bereichen, in denen sich die Tiere frei bewegen können und zwischen denen sie frei wechseln können. Diese Bereiche gliedern sich in einen Ruhe-, Bewegungs- und Futterbereich. Die Lauffläche ist entweder teilbetoniert – sogenannter Spaltenboden – oder komplett betoniert. Die Laufflächen werden täglich von einer automatischen Schiebevorrichtung gereinigt und der Kot gelangt in einen unterirdischen Güllekeller.
Die Kühe haben auch die Möglichkeit, Fellpflege mit sogenannten Kuhbürsten zu betreiben. Im Ruhebereich befinden sich die Liegeboxen mit den unterschiedlichsten Varianten an Einstreu. Der Futtertisch bietet den Tieren die Möglichkeit, Heusilage sowie Maissilage oder eine Mischung aus beiden Silagen und Kraftfutter aufzunehmen.
Die männlichen Rinder (Bullen) werden in den meisten Fällen komplett auf Spaltenboden in verschiedenen Gruppenbuchten gehalten.
Je nach Betrieb haben die Tiere die Möglichkeit, einen Auslauf oder eine Weide zu nutzen. In den meisten Betrieben haben die Milchkühe, sogenannte Jogging-Weiden oder einen Laufhof direkt am Boxenlaufstall. Betriebe, z. B. in Küstennähe, haben die Möglichkeit, ihre Tiere tagsüber komplett auf die Weide zu bringen, sodass diese nur zum Melken und über Nacht in den Stall zurückkehren.
Schauen wir uns die ökologische Rinderhaltung an, können wir Unterschiede feststellen. Diese sind, dass die Rinder die Möglichkeit eines Laufhofs oder eines Weidegangs haben müssen. In der konventionellen Rinderhaltung ist dies auf freiwilliger Basis. Wünschenswert ist es, dass die Rinder möglichst ganzjährig Weidegang haben. Dies ist aber in vielen Regionen fast nicht umsetzbar.
Ökologische oder konventionelle Fütterung – Wo ist der Unterschied?
Sowohl in der konventionellen als auch in der ökologischen Rinderhaltung werden sogenannte Grundfuttermittel wie Heu, Grassilage oder Maissilage aus dem eigenen Anbau verfüttert. Ein wesentlicher Unterschied ist hier, dass die ökologischen Betriebe nur natürliche Düngemittel (Natur- und Wirtschaftsdünger wie Gülle) verwenden dürfen und keine synthetisch hergestellten, wie z. B. Kunstdünger. In beiden Betriebsformen ist die Art und Weise sowie die Menge der Düngung der Futterflächen gesetzlich geregelt (Düngeverordnung).
In der ökologischen Rinderhaltung müssen die Futtermittel zu mindestens 60 Prozent aus dem eigenen Öko-Anbau stammen oder dürfen aus der Region von einem anderen ökologisch wirtschaftenden Betrieb dazugekauft werden. Der Einsatz von Kraftfutter darf nicht über 40 Prozent in der Futterration betragen. Weitere Kriterien in der ökologischen Tierhaltung sind, dass die Futtermittel gentechnikfrei sind und nicht mit chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln oder Kunstdüngern behandelt werden dürfen.
Der Aspekt „gentechnikfreies“ Futter wird auch für konventionell-wirtschaftende Betriebe immer wichtiger und viele Betriebsleiter:innen beziehen nur noch gentechnikfreies Futter.
In beiden Betriebsformen wird darauf geachtet, dass der natürliche Nährstoffkreislauf eingehalten wird.
Ökologischer und konventioneller Medikamenteneinsatz
Wenn Tiere erkranken, müssen sie nach der Diagnose durch Tierärtzt:innen behandelt werden. In der ökologischen Tierhaltung gilt für den Medikamenteneinsatz, dass erkrankte Tiere nur drei Mal pro Jahr von Tierärtz:innen mit Antibiotika behandelt werden dürfen. Andernfalls können die Produkte von diesem behandelten Tier nicht mehr als ökologische Lebensmittel vermarktet werden. Auf konventionellen Betrieben entscheiden ebenfalls die Tierärtzt:innen über die Behandlung der Tiere und protokollieren zusammen mit den Tierbetreuer:innen die Medikamentengabe. In beiden Formen hat die Gesunderhaltung der Tiere oberste Priorität.
#farbebekennen – Unser Fazit:
Die Platzanforderungen und die Fütterung in der konventionellen sowie in der ökologischen Rinderhaltung unterscheiden sich. Die Anzahl der gehaltenen Tiere und die Größe der Betriebe sind unabhängig von den Kategorien ökologisch und konventionell. In beiden Formen steht im Fokus, dass die Tiere gesund und gut ernährt aufwachsen. Transport und Schlachtung laufen gleich ab. Hier gibt es keine Unterschiede.
Allgemein kann man nicht sagen, dass es den Tieren in der ökologischen Rinderhaltung besser geht als in der konventionellen. Das Wohl der Tiere hängt in beiden Haltungsformen stark von der jeweiligen Tierbetreuung ab.
Am Ende liegt die Wahl zwischen Fleisch aus konventioneller oder biologischer Rinderhaltung bei den Verbraucher:innen. Um eine Entscheidung treffen zu können, ist es wichtig, die Unterschiede der Haltungsformen konventionell und ökologisch zu kennen.
https://www.landwirtschaft.de/landwirtschaftliche-produkte/wie-werden-unsere-lebensmittel-erzeugt/tierische-produkte/rindfleisch (Stand: 28.09.2023)
https://www.landwirtschaft.de/landwirtschaft-verstehen/haetten-sies-gewusst/tierhaltung/haben-alle-rinder-hoerner (Stand: 28.09.2023)
https://www.haltungsform.de/kriterien-und-mindestanforderungen/ (Stand: 28.09.2023)
https://www.thuenen.de/de/themenfelder/oekologischer-landbau/besonderheiten-der-tierhaltung-im-oekolandbau/oekologische-rinderhaltung (Stand: 28.09.2023)
https://llh.hessen.de/umwelt/oekologischer-landbau/umstellung-auf-den-oekolandbau/eu-oeko-vo-rind/ (Stand: 28.09.2023)
https://www.statistik.niedersachsen.de/themen/viehbestandrinder/ergebnisse-der-viehbestandserhebung-rinder-207515.html (Stand: 06.10.2023)