Ein weiter Blick über Felder, auf denen mitten im Weizen Windräder stehen. Auf den Dächern der Ställe und Scheunen glänzen Solarpanels in der Sonne. Immer wieder zwischen und auf den Höfen stehen Biogasanlagen, die aus der Gülle und dem Mist der Tiere Wärme und Strom erzeugen. Hier wird nicht nur Nahrung produziert. Hier entsteht Energie.
„Ich produziere nicht nur Lebensmittel, ich bin auch Energiebauer.“ Ein Satz, den viele Landwirtinnen und Landwirte heute mit Stolz sagen können. Denn sie gestalten aktiv die Zukunft der Energieversorgung mit, direkt vom Acker, vom Dach, aus dem Stall.
Sie sind längst nicht mehr ausschließlich Lebensmittelproduzenten, sie sind auch Mitgestalter der Energiewende. In diesem Beitrag geht es um genau diesen Wandel und um die erneuerbaren Technologien, die ihn antreiben.
Was sind eigentlich Erneuerbare Energien
Erneuerbare Energien stammen aus Quellen, die sich im natürlichen Kreislauf immer wieder erneuern. Sie sind das Gegenstück zu fossilen Brennstoffen wie Kohle, Öl oder Gas.
In der Landwirtschaft spielen vor allem drei erneuerbare Energiequellen eine zentrale Rolle:
- Sonnen-/Solarenergie (Photovoltaik)
- Windenergie
- Biogas
Sonnenenergie vom Stalldach
Solarenergie, genauer gesagt Photovoltaik, wandelt Sonnenlicht direkt in Strom um. Eine Solarzelle nutzt das Licht, um Elektronen in Bewegung zu setzen. So entsteht Gleichstrom, der über einen Wechselrichter in nutzbaren Haushaltsstrom umgewandelt wird. Besonders auf Höfen mit großen Dachflächen (z. B. von Ställen oder Scheunen) lässt sich Solarenergie effizient nutzen. Moderne Anlagen erzeugen Strom für den Eigenbedarf und Überschüsse, die ins Netz eingespeist werden. Auch Agri-Photovoltaik, also die Kombination von Landwirtschaft und Solarstromproduktion auf einer Fläche, gewinnt an Bedeutung.

Windkraft im ländlichen Raum
Windenergie funktioniert mithilfe von Rotoren, die sich durch Wind drehen und dabei über einen Generator Strom erzeugen. Gerade in Norddeutschland mit seinen weiten, offenen Flächen ist das Potenzial groß, sowohl für große Windparks als auch für einzelne Anlagen auf landwirtschaftlichem Grund.

In Deutschland liefert Windenergie bereits mehr als ein Viertel des gesamten Strombedarfs. Sie ist, neben der Photovoltaik, eine der tragenden Säulen der Energiewende.
Biogas

Biogas entsteht, wenn organische Stoffe, etwa Gülle, Mist oder Pflanzenreste, in einer Biogasanlage unter Ausschluss von Sauerstoff vergoren werden. Dabei entsteht ein Methangas-Gemisch, das in Blockheizkraftwerken in Strom und Wärme umgewandelt wird. Das Besondere: Biogas ist speicherbar und wetterunabhängig. Damit ist es ein idealer Partner für Wind- und Solarenergie, die je nach Wetterlage schwanken. Zudem schließt Biogas den landwirtschaftlichen Stoffkreislauf, indem in der Biogasanlage aus der Gülle neben dem Biogas auch Substrat entsteht, welches anschließend auf landwirtschaftlichen Flächen als wertvoller Mehrnährstoffdünger ausgebracht wird. Dieser Energiekreislauf funktioniert oft sogar komplett auf dem eigenen Betrieb: Der selbst erzeugte Strom und das Biogas treiben zum Beispiel den elektrischen Hoflader zur Futterversorgung oder den mit Biogas betriebenen Traktor an. Mehr dazu findest du in unserem Blogbeitrag Blick in die Zukunft: Alternative Antriebsformen zum Agrardiesel.
Wasserstoff als Energieträger
Neben Wind, Sonne und Biogas gewinnt auch grüner Wasserstoff zunehmend an Bedeutung. Er wird durch Elektrolyse von Wasser mit Strom aus erneuerbaren Quellen erzeugt und gilt damit als klimaneutral.
Wasserstoff ist vielseitig einsetzbar, er kann gespeichert werden und gleicht so Schwankungen von Wind- und Solarenergie aus. Zudem kann er in Maschinen, Fahrzeugen oder stationären Anlagen genutzt werden und fossile Energieträger (Energieträger = Stoff oder Quelle in der Energie gespeichert ist) ersetzen. Erste Pilotprojekte zeigen, dass der Energieträger nicht nur in Industrie und Verkehr, sondern auch auf landwirtschaftlichen Betrieben Potenzial hat. Die Bundesregierung fördert daher den Ausbau von regionalen Wasserstoffprojekten, um diesen Baustein der Energiewende voranzubringen.
Wo stehen wir heute? – Ein Blick auf die Zahlen
Im Jahr 2024 stammten bereits rund 54 % des in Deutschland erzeugten Stroms aus erneuerbaren Quellen. Und der Trend ist ersichtlich: Besonders die Solarenergie legt stark zu. Im Juni 2025 war sie in der EU erstmals die wichtigste Stromquelle, noch vor Gas und Kohle. Aktuell sinkt der Stromverbrauch seit 2017 kontinuierlich, Experten erwarten durch die Elektrifizierung aber steigenden Strombedarf.
Die Landwirtschaft ist dabei ein wichtiger Mitspieler. Je nach Erhebung setzen zwischen 25-33% der Betriebe auf die Erzeugung Erneuerbarer Energien, zum Eigenverbrauch und zur Einkommensdiversifizierung. Bereits rund 9.500 Biogasanlagen speisen in Deutschland Strom ein. Diese Biogasanlagen speisen jährlich rund 3,6 Terawattstunden Strom ins Netz, genug, um rund 9,6 Millionen Haushalte mit Energie zu versorgen. Damit deckt Biogas etwa sechs Prozent des gesamten Stromverbrauchs in Deutschland und leistet einen spürbaren Beitrag zur nachhaltigen Energieversorgung. So wird durch die Vergärung Methan energetisch verwertet.
Durch die Produktion von Bioenergie und den Einsatz Erneuerbarer Energien auf den Höfen werden Emissionen deutlich gesenkt. Die Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft sind von 85 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalenten im Jahr 1990 auf 63 Millionen Tonnen in 2023 gesunken – ein Minus von 26 Prozent. Damit übertrifft die Branche die gesetzlichen Vorgaben des Klimaschutzgesetzes deutlich.
Dabei wird der Ausbau deutlich steigen, wie die Förderzahlen der Rentenbank belegen: Die Branche investiert und besonders die Sparte „Erneuerbare Energien“ entwickelte sich besonders dynamisch von 40,7 Mio Euro 2024 auf 636,6 Mio. Euro 2025.
Politik & Förderung: Was gibt den Rahmen?
Die Bundesregierung verfolgt das Ziel, bis 2045 klimaneutral zu sein. Dafür wurden im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) zahlreiche Maßnahmen festgelegt:
- Vorrang für erneuerbare Energien bei der Netzeinspeisung
- Förderprogramme für Photovoltaik, Windkraft und Biogas
- Vereinfachte Genehmigungsverfahren für Solaranlagen auf landwirtschaftlichen Gebäuden
Mit diesen Maßnahmen will die Bundesregierung den Ausbau der erneuerbaren Energien deutlich beschleunigen. Ziel ist es, den Strombedarf der Zukunft zuverlässig, bezahlbar und klimafreundlich zu decken.
Fazit
Erneuerbare Energien sind nicht nur die Zukunft unserer Energieversorgung, sie sind schon heute ein wichtiger Bestandteil. Die Landwirtschaft trägt neben der Lebensmittelproduktion auch zur Energiesicherung bei. Denn die Landwirte produzieren über Windkraftwerke auf ihren Feldern, über Solaranlagen auf ihren Dächern sowie über Biogasanlagen Strom und Wärme und damit Zukunft.
Für viele Landwirte bedeutet das eine neue Identität: Sie sind Energiebauern.
Und das ist gut so, denn sie verbinden das, was wir brauchen: Ernährungssicherheit, Energieproduktion und Klimaschutz.
Die Bundesregierung: Die Nationale Wasserstoffstrategie (Stand: 12.09.2025)
Die Bundesregierung: EEG 2023 Ausbau erneuerbarer Energien massiv beschleunigen (Stand: 17.07.2025)
Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE): Können Biogasanlagen in der Energiekrise helfen (Stand: 17.07.2025)
Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE): Wie funktioniert eine Biogasanlage (Stand: 17.07.2025)
Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH): Biogas (Stand: 17.07.2025)
Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH): Agri-Photovoltaik (Stand: 17.07.2025)
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ): Solarenergie (Stand: 17.07.2025)
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie: Die Nationale Wasserstoffstrategie (Stand: 12.09.2025)
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie: Erneuerbare Energien (Stand: 17.07.2025)
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie: Wasserstoff: Schlüsselelement für die Energiewende (Stand: 12.09.2025)
DESTATIS: Stromerzeugung 2022: Ein Drittel aus Kohle, ein Viertel aus Windkraft (Stand: 17.07.2025)
DESTATIS: Energieerzeugung (Stand: 17.07.2025)
DESTATIS: Energieträger (Stand: 12.09.2025)
Hof Sandering (Stand: 17.07.2025)
iea: Renewables 2024 Electricity (Stand: 17.07.2025)
LAND&FORST: Niedersachsen will bis 2045 klimaneutral sein (Stand: 17.07.2025)
Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen: Grundlagen Biogas (Stand: 17.07.2025)
Metropolregion Bremen-Oldenburg im Nordwesten: Wasserstoffregion Nordwest (Stand: 12.09.2025)
Reuters: Solar tops EU power mix for first-time in june, Ember says (Stand: 17.07.2025)
Umweltbundesamt: Treibhausgasminderungsziele Deutschlands (Stand: 17.07.2025)
Umweltbundesamt: Erneuerbare Energien in Zahlen (Stand: 17.07.2025)
Umweltbundesamt: Photovoltaik (Stand: 17.07.2025)
Umweltbundesamt: Windenergie an Land (Stand: 17.07.2025)
https://dserver.bundestag.de/btd/21/012/2101250.pdf S. 20, (Stand 25.09.2025)
https://www.bundeswirtschaftsministerium.de/Redaktion/DE/Publikationen/Energie/statusupdate-zum-stand-der-energiewende.pdf?__blob=publicationFile&v=10 (Stand 25.09.2025)
https://www.topagrar.com/energie/news/energiewende-das-sagt-die-branche-zu-den-planen-fur-wind-biogas-solar-co-c-20018096.html (Stand 25.09.2025)
https://www.rentenbank.de/presse/Rentenbank-steigert-Foerdergeschaeft-im-ersten-Halbjahr-um-77-Prozent (Stand 25.09.2025)