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Landwirtschaft Wertschöpfung

Klimaschutz in der Landwirtschaft: Wie klimaschädlich sind Nutztierhaltung und Fleischkonsum?

Klimaschutz in der Landwirtschaft: Sprechen wir von Klimawandel und den Verursachern werden neben der Industrie und dem Verkehr als Hauptverursacher die Landwirtschaft und speziell die Tierhaltung sowie der Fleischkonsum genannt. In dieser Kampagne wollen wir von LAND.SCHAFFT.WERTE. uns mit der Frage beschäftigen, wie klimaschädlich ist die Nutztierhaltung und was hat es mit dem Fleischkonsum in Verbindung mit dem Klimawandel auf sich? Ist es sinnvoll, dass wir auf Fleisch verzichten oder gehen die vegetarische/vegane Lebensweise vielleicht eine Symbiose mit der Fleischernährung ein?

Klimaschutz Landwirtschaft Nutztierhaltung

Fakt ist, jede: r Einzelne kann seinen Teil zur Reduktion der Treibhausgasemissionen beitragen. Durch klimabewusstes Verhalten im Alltag und bei der Ernährung können entscheidende Stellschrauben gedreht werden. Das dabei weiterhin Fleisch konsumiert werden kann, zeigen wir in unserer Kampagne. Wir zeigen auf, welche Lösungen existieren bereits oder können zukünftig dazu beitragen, dass die landwirtschaftliche bzw. die fleischproduzierende Branche ihren Teil zu einer Reduktion und/oder Vermeidung von Treibhausgasemissionen trägt. Im Mittelpunkt der fleischproduzierenden Branche steht die Nutzung des Nährstoffkreislaufes, um möglichst einen großen Anteil der angefallenen Produkte bzw. Nebenprodukte wiederzuverwerten.

Welche Rolle spielt die Landwirtschaft beim Klimaschutz?

Die Auswirkungen des Klimawandels hat die Landwirtschaft in den vergangenen Jahren deutlich zu spüren bekommen. Regenperioden wechselten sich mit Dürreperioden ab und erschwerten es Landwirt:innen einigermaßen akzeptable Ernten einzufahren. Dies zeigte deutlich, dass Landwirtschaft und die Tierhaltung vom Klimawandel betroffen sind. Sie sind nicht nur Verursacher der Treibhausgasemissionen, sondern sind ein entscheidender Anteil der Gesamtlösung zu einer bedeutenden Emissionsreduktion.
Auf der einen Seite zählen manche Praktiken zu den Treibern des Klimawandels, wie eine großflächige Entwaldung, die ackerbauliche Nutzung entwässerter Moore, Teile der Nutztierhaltung und auch eine übermäßige Stickstoffdüngung. Auf der anderen Seite übernimmt die Landwirtschaft durch eine nachhaltige Bewirtschaftung eine sehr wichtige Rolle für den Klimaschutz: Denn Böden und die Vegetation sind wichtige Kohlenstoffspeicher, indem sie Treibhausgasemissionen kompensieren. Diese Punkte sprechen dafür, dass eine nachhaltige Landwirtschaft durch Anpassungsmaßnahmen langfristig stabilisiert wird.

Woher kommen unsere Treibhausgase?

Der Klimawandel ist eines der wichtigsten und beherrschenden Themen unserer Zeit. Ein einflussreicher Faktor, wenn es um Umwelt-, Arten- und Klimaschutz geht, ist dabei die Landwirtschaft.

In Deutschland wurden insgesamt in den Jahren 2019 und 2020 809,8 Mio. t CO2-Äquivalente bzw. 739 Mio. t Treibhausgase ausgestoßen. Das sind 8,7 Prozent weniger innerhalb eines Jahres, welches die größte jährliche Reduktion seit dem Jahr 1990 ist.

Klimaschutz Landwirtschaft
Klimaschutz Landwirtschaft Treibhausgasemission

Neueste Auswertungen aus dem Jahr 2019 zeigen, dass die Landwirtschaft mit 68 Mio. t. CO2-Äquivalenten und einem Anteil von 8,4 Prozent zu den Treibhausgasemissionen in Deutschland beiträgt. Im Jahr 2020 sanken die Emissionen aus der Landwirtschaft um 2,2 Prozent auf 66 Mio. t Treibhausgase. Der Sektor bleibt damit unter der für 2020 im Klimaschutzgesetz festgelegten Jahresemissionsmenge von 70 Mio. Tonnen. Gründe dafür sind ein vergleichsweise geringer Einsatz von Mineraldünger, sinkende Rinderbestände in Deutschland und die erneut trockene ⁠Witterung⁠. Bis 2022 wird sogar mit einer Reduktion von weiteren 2 Mio. Tonnen gerechnet.

Klimaschutz in der Landwirtschaft. Was hat sich in den letzten Jahren getan?

Um 20,6 Tonnen CO2-Äquivalente sanken zwischen 1990 und 2020 die jährlichen Emissionen aus der Landwirtschaft. Dies entspricht einem Rückgang von knapp 24 Prozent. Die Tierhaltung und der Ackerbau sind Teil der Lösung, um die Landwirtschaft klimafreundlicher zu gestalten. Denn der technische und auch der züchterische Fortschritt haben zu einer Reduktion der umweltrelevanten Emissionen und damit zu einer erhöhten Ökoeffizient geführt. Beispielhaft seien hier die nährstoffreduzierte Fütterung oder die Züchtung auf Rinder mit einem reduzierten Methanausstoß genannt. Diese Beispiele werden wir im Verlauf unserer Kampagne noch vorstellen.

Das aktuelle Klimaschutzgesetz zeigt auf, dass Deutschland bis zum Jahr 2030 den Treibhausgasausstoß um mindestens 65 Prozent gegenüber 1990 verringern muss. Für die Landwirtschaft und die Nutztierhaltung bedeutet dies, dass die jährlichen Emissionen in der Landwirtschaft bis 2030 gegenüber 2014 um 14 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente auf 56 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente reduziert werden müssen. Also auch der Klimaschutz in der Landwirtschaft steht ganz oben.

Jährliche Emissionen Landwirtschaft

Bis 2045 soll Deutschland klimaneutral werden!

Deutschland Klimaneutral

Bereits Ende August 2021 verschärfte die Bundesregierung die Klimaschutzvorgaben und formulierte das Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2045. Im Koalitionsvertrag greift die neue Regierung das Thema erneut auf.

Konkret für die Landwirtschaft bedeutet dies, dass die Entwicklung der Tierbestände in Einklang mit den Zielen des Klima-, Gewässer- und Emissionsschutzes gebracht wird. Die Emissionen aus Ammoniak und Methan sollen unter Berücksichtigung des Tierwohls deutlich gemindert werden. Bis zum Jahr 2030 muss die Branche statt der bisher gültigen 55 Prozent nun 65 Prozent weniger CO2 produzieren. Im Jahr 2040 sollen dann bereits 88 Prozent eingespart werden, um die Klimaneutralität zu erreichen.

Für die Landwirt: innen ist die praktische Umsetzung eine große Herausforderung. Die neue Regierung sichert aber zu, dass der Umbau der Nutztierhaltung zu mehr Klimaneutralität unterstützt wird.

Klimakiller Kuh? So groß ist der Anteil der deutschen Rinderhaltung am globalen CO2-Ausstoß

Schauen wir uns die Entwicklung der Treibhausgasemissionen für den Bereich der Landwirtschaft und Tierhaltung an, kommen wir an der Rinderhaltung nicht vorbei. Diese Emissionen entstehen unter anderem beim Anbau bzw. der Erzeugung von Rohstoffen für die Lebensmittelindustrie wie z.B. Fleisch- und Milchprodukte. Weltweit wird der Anteil auf 15 bis 20 Prozent an den anthropogenen (=menschengemachten) Treibhausgasen geschätzt.

In Deutschland beteiligt sich die Landwirtschaft im Jahr 2020 mit 66 Mio. CO2-Äquivalenten und zu ungefähr 8,91 Prozent an dem Ausstoß von Treibhausgasen. Insbesondere die Tierhaltung – und hier besonders die Rinderhaltung – werden für die Emissionen kritisiert.

Weltweit wurden im Jahr 2018 rund 51,8 Milliarden Tonnen CO2 Äquivalente ausgestoßen. Auf die deutsche Landwirtschaft sind davon 68,4 Millionen Tonnen CO2 Äquivalente zurückzuführen. Dies entspricht einem Anteil von 0,13 Prozent der gesamten Emissionen. Runtergebrochen auf die deutsche Rinderhaltung ergeben sich 34,2 Millionen Tonnen CO2 Äquivalente oder 0,07 Prozent des gesamten CO2-Ausstosses.

Klimakiller Kuh

Fossiles vs. Regeneratives Co2 – What?

Der entscheidende Unterschied ist aber, dass fossiles und regeneratives CO2 keinesfalls gleichgesetzt werden dürfen. Fossiles CO2 entsteht bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe z.B. beim Autofahren oder durch das Heizen der Wohnung. Dieses CO2 gelangt hierbei in die Atmosphäre und reichert sich über Jahrhunderte hinweg dort an.

Bei den Emissionen aus der Rinderhaltung handelt es sich zu einem großen Teil um Methan, welches bei der Verdauung der Rinder entsteht und in der Atmosphäre unter anderem zu CO2 abgebaut wird. Dieses CO2 ist wiederum Teil eines Kreislaufes und wird deshalb als regenerativ bezeichnet. Deshalb wäre es korrekter die Emissionen innerhalb der Branchen zu vergleichen. Betrachtet man also den Anteil der deutschen Landwirtschaft an den weltweiten Emissionen, liegt dieser Anteil bei knapp 0,3 Prozent.

Keine Konkurrenz zwischen Trog und Teller?

In der aktuellen Klimadiskussion spielt die Landwirtschaft – insbesondere die Nutztierhaltung – eine wichtige Rolle. Die landwirtschaftliche Massentierhaltung steht speziell im Fokus.

In den Augen vieler Kritiker: innen schaden Nutztiere der Umwelt und dem Klimaschutz und stehen wegen des Futteranbaus in Nahrungskonkurrenz zum Menschen.

Wir haben mit Prof. Dr. Wilhelm Windisch, Ordinarius für Tierernährung an der Technischen Universität München, gesprochen und wollten von ihm wissen: Warum nutzen wir die landwirtschaftlichen Flächen für den Futtermittelanbau und nicht besser gleich für den Anbau von menschlichen Lebensmitteln?

Wilhelm Windisch Landwirtschaft

Wie kann Fleischproduktion ressourcenschonend sein?

Mittlerweile will jede: r dritte: r Deutsche den Fleisch- und Wurstkonsum reduzieren. Mit dem gestillten Fleischhunger steigt auch zunehmend die ethische Sensibilität gegenüber der Fleischproduktion. Doch wie stellt sich die Fleischbranche den Herausforderungen, nachhaltig, zukunftstauglich und ressourcenschonend zu produzieren?

Fleischproduktion Ressourcen

Hier werden zwischen drei Strategien unterschieden: der Effizienz, Suffizienz und Konsistenz.

  • Effizienz: Zielt auf eine ergiebigere Nutzung von Rohstoffen und Ressourcen ab. Häufig durch die Nutzung von technischen Innovationen wie eine nährstoffreduzierte Fütterung. Dabei können wertvolle Ressourcen wie das Getreide und Wasser eingespart werden.
  • Konsistenz: Sucht nach alternativen Technologien und Stoffen, die besser für Natur und Umwelt sind. Bei dieser Methode bedient man sich Kreisläufen, die sich von der Herstellung über Nutzung und Recycling bis hin zur Wiedernutzung wieder schließen lassen. Die anfallende Gülle in der Landwirtschaft kann somit als wichtiger Energielieferant genutzt werden.
  • Suffizienz: Meint einen geringeren Ressourcenverbrauch durch eine Verringerung der Nachfrage nach Fleisch, indem Menschen weniger produzieren und konsumieren. Beim Crowdbutching bspw. wird das Tier erst dann geschlachtet, wenn es komplett vermarktet und verwertet werden kann.

#farbebekennen – Unser Fazit:

Die Nutztierhaltung als Hauptverursacher bei den Treibhausgasemissionen anzusehen, ist nicht der richtige Weg. Die Landwirtschaft und die Tierhaltung gehören mit zu den Verursachern des Klimawandels, sind aber nicht die Hauptquelle wie die hier aufgeführten Datenlage zeigt. Die fleischproduzierende Branche ist ein Teil der Lösung und hat in den letzten Jahren einige Lösungsansätze entwickelt, die zu deutlichen Reduktionen der Treibhausgasemissionen geführt haben.


Quellen:

Die Bundesregierung: Klimaschutzgesetz Generationenvertrag für das Klima (Stand: 21.12.2021)

BLE: Bericht zur Markt- und Versorgungslage Futtermittel 2020 (Stand: 21.12.2021)

BMUV: Treibhausgasemissionen sinken 2020 um 8,7 Prozent (Stand: 21.12.2021)

BRS: Treibhausgasemissionen der deutschen Rinderhaltung (Stand: 21.12.2021)

BUND: Nachhaltigkeitsstrategien (Stand: 21.12.2021)

UBA: Treibhausgasemissionen sinken 2020 um 8,7 Prozent (Stand: 21.12.2021)

BMEL: Landwirtschaft und Klimawandel: Stimmt die Rechnung? (Stand: 21.12.2021)

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