Veronika, bevor wir mit den Fragen starten wollen, stell dich doch bitte einmal kurz vor.
Mein Name ist Veronika Pancratz, ich bin 32 Jahre alt, verheiratet und habe eine Tochter. Nach dem Abitur habe ich eine landwirtschaftliche Ausbildung gemacht und danach Agrarwirtschaft studiert.
Du hast den Hof deiner Eltern übernommen, war das schon immer geplant? Welche Herausforderungen hast du gerade vor der Brust?
Nach dem Abitur auf dem Agrargymnasium war klar, dass ich den Hof übernehmen möchte und habe im Anschluss an das Abitur eine landwirtschaftliche Ausbildung absolviert. Anschließend habe ich mich für das Agrarstudium entschieden und den Bachelorstudiengang Agrarwirtschaft an der Fachhochschule Soest 2016 beendet. Aktuelle Herausforderungen bei uns auf dem Hof sind der zukünftige Umbau des Deckzentrums und der Abferkelbuchten hin zu freien Abferkelungen. Herausfordernd ist auch das Klima mit seinen Extremen, wie Trockenheit aber auch andauernde Regenfälle.
Welche Haltungsformen hast du auf deinem Hof?
Wir halten alle Tiere bei uns auf dem Hof in Haltungsstufe 2, d.h. die Tiere haben 10% mehr Platz als in Haltungsstufe 1, und ihnen steht organisches Beschäftigungsmaterial zur Verfügung.
Werden deine Schweine artgerecht gehalten? Was ist für dich artgerecht?
Unter einer artgerechten Haltung verstehe ich, dass die natürlichen Bedürfnisse geachtet werden. Bewegung und Beschäftigung sowie Kontakt zu Artgenossen und das Ausleben von natürlichen Verhaltensweisen führen zum Wohlbefinden des Tieres.
Fühlst du dich als Massentierhalter:in? Ist das Wort für dich auch negativ behaftet?
Der Begriff ist schwer zu definieren und zu greifen. Für einige ist eine Masse beispielsweise 100 Tiere und für andere sind 10.000 Tiere. Der Begriff Massentierhaltung ist für mich nicht negativ behaftet, wir sind ein familiengeführter Betrieb.
Fühlst du dich als Landwirt:in bzw. Tierhalter:in falsch wahrgenommen von der Gesellschaft? Wie können sich Landwirte und Verbraucher wieder annähern?
Die Landwirte haben vergessen dem Verbraucher zu erklären bzw. aufzuklären wie wir arbeiten. Viele haben ein weniger positives Bild von der Landwirtschaft. Landwirte sollten mit dem Verbraucher in einen Dialog treten um aufzuklären und ihre Stalltüren öffnen, damit sich jeder Verbraucher ein eigenes Bild von der modernen Landwirtschaft machen kann.
Hast du ethische Bedenken bei dem, was du täglich tust?
Ich habe keine ethischen Bedenken bei dem was wir machen. Als Tierhalter trägt man eine große Verantwortung des Wohlergehens der Tiere. Täglich – und zwar wirklich jeden Tag – geben wir unser Bestes zum Wohl des Tieres. Jeder, der Fleisch isst, sollte sich darüber im Klaren sein, dass dafür ein Tier geschlachtet wurde. Es steht jedem frei Fleisch zu konsumieren.
Was würdest du dir wünschen, was sich in Zukunft ändern sollte? Generell ändern sollte gerade auch im politischen Kontext?
Zum einen wäre es wünschenswert, wenn es von Seiten der Politik mehr Planungssicherheit geben würde, damit man seinen Betrieb langfristig zukunftssicher aufstellen kann. Zum anderen muss sich das Bild der Landwirtschaft in der Öffentlichkeit wandeln.
Was provoziert dich oder worüber ärgerst du dich?
Mich ärgert, dass der Beruf Landwirt häufig nicht wertgeschätzt wird. Ein Landwirt zeigt viel Einsatz, es ist mehr eine Berufung, als ein Beruf. Es macht Spaß mit den Tieren zu arbeiten und ihnen ein so angenehmes Leben wie möglich zu ermöglichen. Man darf aber auch nicht vergessen, dass hinter der Landwirtschaft ein Beruf steckt, von dem auch eine Familie bzw. zwei Generationen ernährt werden müssen.