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Konventionell und Biologisch?

konventionell und biologisch
Gabriele Mörixmann

Seit 30 Jahren entwickelt Familie Mörixmann ihr eigenes Stallkonzept, welches im Jahr 2012 den Namen Aktivstall für Schweine erhielt. Dieser verkörpert eine einzigartige Schweinehaltung, die in der höchsten Haltungsstufe 4 gelistet ist, aber weit darüber arbeitet, da es die Muttersau, Aufzucht, Transparenz,.. beinhaltet. Das innovative Konzept vereint Vorzüge sowohl aus der konventionellen als auch aus der biologischen Haltung und ergänzt sie um eigene Werte und Ideen. Mit ihrem Aktivstall legt Familie Mörixmann den Fokus auf das Wohlbefinden der Schweine sowie auf eine transparente Arbeit bis zum Endkunden.

Um mehr über Gabriele, die auf dem Hof Mörixmann für die Schweinehaltung zuständig ist und ihren Hof zu erfahren, schaut einfach unter: https://aktivstallfuerschweine.de/ und https://www.instagram.com/aktivstallfuerschweine/.

In diesem Interview nehmen wir das Aktivstall-Konzept genauer unter die Lupe und beleuchten die Unterschiede zwischen konventioneller und biologischer Schweinehaltung.

Frau Mörixmann, wir sind sehr gespannt auf Ihre Erfahrungen und Perspektive. Bevor wir jedoch in die Details gehen, wäre es großartig, wenn Sie uns ein bisschen was über sich erzählen würden?

Mein Mann Stefan und ich, Gabriele Mörixmann, bewirtschaften mit unseren Söhnen Kristen und Maxim, zwei Mitarbeitern und einem Auszubildenden einen Hof mit Ackerbau, regenerativen Energien, Junghennenaufzucht, Freilandlegehennen, Masthähnchenhaltung und Schweinehaltung. Ich bin auf unserem Hof für die Schweinehaltung und die Weiterentwicklung und Bündelung der acht Partnerbetriebe im Aktivstallkonzept zuständig.

Ich stecke meine Energie in die fortlaufende Weiterentwicklung des Aktivstallkonzeptes, die Transparenz, die enge Zusammenarbeit mit Vermarktungspartnern, die Öffentlichkeitsarbeit, Mitarbeit in Arbeitskreisen, als selbständige Beraterin und vor allem meine Familie. Als wichtiges Standbein für Transparenz und Vermarktung gibt es die Möglichkeit, jeden Samstag um 10 Uhr ohne Terminanmeldung an einer Stallführung teilzunehmen.

Wie kam es zum „Aktivstall für Schweine“?

Wir haben schon einige Haltungssysteme in der Vergangenheit im Schweinebereich ausprobiert. Sei es konventionell im strohlosen System, im Freiland oder der absolute Gegensatz: komplett auf Stroh. Dabei konnten wir feststellen, dass jedes Stallkonzept seine Vor- und Nachteile hat, und einen ein schwarz/weiß denken kaum weiterbringt… Ich bin bis heute offen für jedes Haltungssystem und versuche die Rosinen herauszupicken. Dadurch konnte ich einen Stall für jede Jahreszeit konzipieren. Im Sommer ist ein reiner Strohstall nachteilig, weil Schweine nicht schwitzen können und hier nicht ihre Körpertemperatur regulieren können. Das wiederum ist im Betonbodenbereich mit Duschen und Badestellen möglich. Die Strohbereiche dienen zum Toben und Wühlen. Nester und Rückzugsbereiche ermöglichen ein entspanntes Ausruhen. Die verschiedenen überdachten- und unüberdachten Terrassen runden das Aktivstallkonzept ab. Ein Mix aus verschiedenen Böden ist daher für unsere Schweine die perfekte Kombination und führte in nun fast 30 Jahren zur Entwicklung des heutigen Aktivstalls, der 2012 den Namen „Aktivstall für Schweine“ erhielt.

konventionell und biologisch schweine

Neben der Abwechslung in Bewegung setze ich auch auf Abwechslung in der Fütterung der Schweine. Neben Getreide können die Schweine selektiv Heu, Luzerne, Silage, Wühlerden und Leckereien der Saison fressen. Das System wächst auf dem Hof Mörixmann mit den 700 eingestallten Ferkeln bis zum Mastende mit doppelt so viel Platz mit. Auslauf ist von Anfang an gegeben und alle Tiere haben einen Ringelschwanz.

Mittlerweile haben wir ganz tolle Partner in der Schlachtung, Verarbeitung und Lebensmitteleinzelhandel gefunden, denen mehr Tierwohl und Transparenz genauso wichtig ist wie uns. Dieser Weg geht nur mit Verbündeten mit ganz viel Leidenschaft für das Thema. Seit 2015 bis heute setze ich mich gemeinsam mit Sarah Dhem, die als größte Abnehmerin von Aktivstallschweinen unter Glücksatt und Kalieber Aktivstallschweine verarbeitet und vermarktet, für gemeinsame Ziele hinsichtlich Tierwohl, Transparenz und Genuss mit ganz viel Herzblut ein. Gemeinsam versuchen wir alle Verkäufer/-innen im Lebensmitteleinzelhandel zu schulen und für das Thema zu sensibilisieren. Es ist ein Geschenk auf diesem Weg Gleichgesinnte kennenlernen zu dürfen, denn nur gemeinsam hat man die nötige Kraft und einen langen Atem! Weitere Fleischereien (Witte, Lammerschmidt, Wohlfahrt, Osypka und Ripken) vermarkten ebenfalls aus Überzeugung unter dem Label Aktivstall für Schweine und sind ebenfalls auf der Homepage hinterlegt. Das zertifizierte und kontrollierte Haltungssystem verspricht dem Kunden verschiedene Mehrwerte, die auf www.aktivstall-fuer-schweine.de einsehbar sind. Dazu gehören die freie Abferkelung in Zucht- und Muttersauhaltung, Auslaufhaltung mit Stroh für tragende Sauen, Aufzucht- und Masttiere können bei viel Platz zwischen verschiedenen Stallbereichen mit Auslauf, Stroh- und Liegekühlbereichen frei wählen. Die Kastration der Eber findet unter Vollnarkose statt. Alle Schweine haben einen intakten Ringelschwanz. Den Masttieren steht doppelt so viel Platz wie gesetzlich vorgeschrieben zur Verfügung. Das Futter ist gentechnikfrei. Ein weiterer Aspekt ist die Transportdauer, die auf maximal zwei Stunden begrenzt wurde. Alle Aktivstallhöfe arbeiten in Kreisläufen aus Ackerbau und Tierhaltung und beschäftigen sich mit dem Anbau alternativer Proteinträger. Die Zusammenarbeit findet nur mit ausgesuchten Partnern statt. Außerdem legen wir in unserer Zusammenarbeit mit Landwirten/-innen, Transport, Schlachtung, Verarbeitung und Lebensmitteleinzelhandel Wert auf größtmögliche Transparenz.

Können Sie uns kurz erläutern, wie Sie die ökologische Tierhaltung und die konventionelle Tierhaltung definieren?

Sowohl konventionell als auch Bio ist mit eigenen Kriterien hinterlegt. Im ökologischen Landbau sollen Tiere ihre arteigenen Verhaltensweisen ausleben können – sie sollen „tiergerecht“ gehalten werden. In konventioneller Tierhaltung soll der Spagat zum günstigen Preis für den Endkunden geschafft werden. Unser Aktivstallkonzept habe ich in der vorherigen Antwort erklärt.

Angesichts der Tatsache, dass in der ökologischen Tierhaltung oft strengere Standards für Tiergesundheit und -wohlbefinden gelten, würden wir gerne mehr darüber erfahren, wie sich diese Standards auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere auswirken?

Wir arbeiten im zertifizierten und kontrollierten Aktivstallkonzept, welches ein eigenes Konzept zwischen konventionell und Bio ist. Im Schlachhofvergleich kann man die Befunddaten vergleichen. Diese sind im Aktivstallkonzept im Vergleich sehr unauffällig. Außerdem veröffentliche ich auf Facebook, Instagram und Tiktok regelmäßig Videos. So kann ich den Betrachter am unbändigen Treiben unserer Schweine teilhaben lassen. Außerdem übertragen live Kameras per Livestream das Schweineleben in verschiedene Filialen von Glücksatt Abnehmern.

Viele Konsument:innen gehen davon aus, dass die Lebensmittel aus ökologischer Tierhaltung eine höhere Produktqualität haben. Könnten Sie erläutern, ob und wie diese Annahme zutrifft?

Wir wirtschaften im Aktivstallkonzept und die Rückmeldung all unserer Abnehmer und Kunden ist, dass die Abwechslung in Bewegung und Fütterung im Aktivstallkonzept für eine grandiose Fleischqualität sorgt. Ich selbst bin auch von der Qualität begeistert und überzeugt.

Mit Blick auf den steigenden Trend hin zu umweltfreundlichen und ethischen Konsumentscheidungen: Wie haben sich die Annahmen und Präferenzen der Verbraucher:innen in Bezug auf ökologisch und konventionell erzeugte Lebensmittel verändert?

Wir bieten jeden Samstag um 10 Uhr eine Stallführung mit Einblicken ins Aktivstallkonzept an (Eppendorfer Weg 2 in 49176 Hilter) an. Das Interesse ist über die Jahre stetig gestiegen.

Abschließend würde uns noch interessieren, wie Sie das derzeitige Verbraucher:innenverhalten hinsichtlich der Kaufentscheidung für ökologisch oder konventionell erzeugte Lebensmittel einschätzen und welche Faktoren dieses beeinflusst?

Uns ist im Aktivstallkonzept gemeinsam mit unseren Partnern das Thema Transparenz sehr wichtig, damit der Kunde im Labeldschungel bewusst die Möglichkeit hat, sich für mehr Tierwohl zu entscheiden. Nur wenn der Kunde diese Möglichkeit hat, können Landwirtschaft, Verarbeitung und Handel dies auch liefern.

Vielen Dank für das Interview!

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