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Interview

Wie klimaschädlich sind eigentlich LKWs?

Michael Schaub
Michael Schaub, Vertriebsleiter der A & T Nutzfahrzeuge GmbH

Die Landwirtschaft und die nachgelagerte Branche sind nicht nur an den Treibhausgasemissionen beteiligt. Sie sind auch ein Teil der Lösung, wie diese minimiert werden können. Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2045 klimaneutral zu sein. Sowohl der Verkehr als auch die Landwirtschaft sind große Verursacher von Klimagasen, bieten aber viel Potential für Einsparungen. Der gemeinsame Nenner heißt: Biomethan. Biomethan entsteht aus Gülle, Mist und anderen organischen Reststoffen und ist somit ein sehr nachhaltiger Energieträger.

Wir sprechen mit dem Experten Michael Schaub, Vertriebsleiter der A & T Nutzfahrzeuge GmbH in Garrel über den Einfluss des Verkehrswesens auf den Klimawandel und welche Lösungen es geben könnte.

Herr Schaub, betrachten wir die aktuelle Diskussion über den Klimawandel und die nationalen Ziele, dass Deutschland bis zum Jahr 2045 klimaneutral sein soll, werden die Landwirtschaft und das Verkehrswesen in einem Atemzug als Klimakiller genannt. Sie sind in beiden Bereichen unterwegs und können uns daher einen ersten Einblick geben. 

Starten wir mit der Frage, wie hoch ist eigentlich der Anteil an Treibhausgasen, der dem Verkehr zugeordnet werden kann?

Die Höhe der energiebedingten CO2-Emissionen durch den Verkehr in Deutschland im Jahr 2020 betrug ca. 145 Millionen Tonnen*. Doch was bedeutet diese Zahl? In welchem Verhältnis zu was steht sie? Hier habe ich ein tolles Schaubild, um eigentlich zu sehen, in welchem Verhältnis einzelne Sektoren stehen:

Graphik_Entwicklung_Treibhausgasemission

Hier erkennt man klar, dass der Verkehrssektor aktuell noch auf dem gleichen Niveau wie 1990 steht und andere Bereiche viel größere Fortschritte im Bereich der Einsparung von Treibhausgasen erzielt haben.

An Ihren Standorten finden wir alles rund um LKWs – von der Auslieferung von neuen LKWs über Gebraucht- und Mietfahrzeugen bis hin zu Service- und Reparaturarbeiten. Daher widmen wir uns nun intensiver dem Thema Transportwesen: Gibt es Zahlen, an denen wir festmachen können, wie hoch der Anteil an Treibhausgasen aus dem Transportwesen ist? 

Der Verkehrssektor verursacht knapp 18 Prozent der Emissionen in Deutschland. 

Die Transportbranche ist nicht nur Mitverursacher des Klimawandels, sie ist auch intensiv auf der Suche nach Lösungen. Welche Alternativen finden wir bei Ihren Fahrzeugen, anstelle von altbekanntem Sprit?

Wir bieten zusammen mit unseren Herstellern Volvo und Renault Trucks bereits heute schon diverse Lösungen, um CO2 Einsparungen zu erzielen. Auf der einen Seite wird permanent an der Effizienz der aktuellen Dieselmotoren gearbeitet, so dass wir in den letzten 2 Jahren bis zu 10 Prozent Kraftstoffeinsparungen erzielen konnten. Weniger Kraftstoffverbrauch hat dann auch zur Folge, dass weniger CO2 ausgestoßen wird und uns die Diesel-Technologie somit auch dem Ziel der Einsparung von Treibhausgasen ein Stück näherbringt. 

Auf der anderen Seite sind unsere beiden Hersteller sehr aktiv im Bereich der alternativen Antriebe unterwegs. Bereits heute liefern sie als einer von wenigen LKW-Lieferanten zwei zuverlässige alternative Antriebe – Lösungen der Gegenwart. 

Bei dem einen alternativen Antrieb setzen wir auf LNG. Das Prinzip des LNG Antriebs greift auf den altbewährten Dieselmotor, der mit ein paar Anpassungen mit LNG betrieben wird. Durch den Antrieb mit LNG werden 20 Prozent CO2 eingespart. Betrieben wird das Ganze mit Bio-LNG. So können hier sogar bis zu 100 Prozent CO2 eingespart werden. 

Bei dem anderen alternativen Antrieb setzen wir auf die E-Mobilität. Wir liefern sogenannte BEV (Battery Electric Vehicle) Fahrzeuge seit nunmehr 2 Jahren und sind auch davon überzeugt. Dieser Antrieb besteht aus 1-3 Elektromotoren und wird mit Strom aus Batterien/Akkus betrieben. In diesem Bereich sind wir aktuell sogar mit 42 Prozent Marktanteil weltweit führend und der einzige serienmäßige Lieferant. 

Neben diesen serienmäßigen Lösungen erforschen wir auch die Antriebe mit E-Fuels, Wasserstoff/Brennstoffzellen und Oberleitungen. Aus unserer Sicht haben diese Antriebe aber aktuell in Hinsicht auf Effizienz die schlechteren Ausgangslagen.

Warum haben Sie sich dazu entschieden, die ersten Fahrzeuge mit LNG-Gas zu betreiben?

Wir sind ein innovatives Unternehmen und uns war früh bewusst, dass wir nach Alternativen – neben Diesel – Ausschau halten müssen, um uns und unseren Kunden auch Alternativen bieten zu können. Wir wollten nicht nur mitreden, sondern auch selbst fühlen und von eigenen Erfahrungen sprechen können. So war es dann Ende 2017 so weit, dass wir kurzerhand und ohne jegliche Erfahrungen deutschlandweit als erster und einziger Händler uns dazu entschlossen hatten, ein Fahrzeug mit LNG Antrieb zu bestellen. Mit etwas Abstand zu 2017 betrachtet, der absolut richtige Schritt! 

Mit unserem damaligen Schritt, die Bestellung zu tätigen, hatten wir uns auf den altbewährten Dieselmotor mit dem Antrieb aus einem „neuen“ Kraftstoff LNG verlassen. Unser Hersteller ist stets sehr weitsichtig und besonnen – Zahlen, Daten und Fakten zu LNG, alles hatte Sinn und Zukunft. 

Wo bekommen Sie dieses her?

Aktuell ist LNG an über 130 Tankstellen deutschlandweit verfügbar und das Tankstellennetz wächst täglich. Gegenüber 2017/2018 ein großer Unterschied – zu dem Zeitpunkt war es exakt eine Tankstelle in Deutschland – in Hamburg. Um unser damaliges Fahrzeug mit LNG betreiben zu können, haben wir teilweise viel investiert. Entweder mussten wir das Fahrzeug nach Hamburg schleppen, um es dort zu tanken, oder wir hatten die Chance auf einen mobilen Tankauflieger zurückzugreifen, der zu dem Zeitpunkt oft auf dem Weg von und nach Papenburg bei uns anhalten konnte. In Papenburg wurde zu dem Zeitpunkt das erste Schiff der AIDA Flotte mit LNG Antrieb gebaut. 

Heute gibt es in unserer Region Tankstellen in Oldenburg, Westerstede und Bakum – in Kürze folgt eine Tankstelle in Garrel. 

Wie habe ich mir den Herstellungsprozess von LNG-Gas aus Biomethan vorzustellen?

Wie dieser Prozess genau aussieht, kann ich Ihnen nicht sagen. Die größte Herausforderung wird vermutlich aber darin liegen, das Biogas soweit herunterzukühlen, dass es als Bio-LNG verwendet werden kann. Wir sprechen hier von einem Bereich von minus 145-165 Grad Celsius. Hierfür wird viel Energie (in welcher Form auch immer) benötigt. 

Ist es für Sie ein gangbarer Weg, dass wir zukünftig vermehrt auf LNG-Gas aus Biomethan/Gülle setzen?

Aus unserer Sicht hat der Antrieb mit Bio-LNG eine große Zukunft – wenn nicht sogar aktuell mit eine der Besten. Der Antrieb ist vorhanden, Biogas ist vorhanden und kann gleichzeitig auch aus vielen weiteren Möglichkeiten produziert werden. Aber der absolute Vorteil liegt darin, dass wir mit Bio-LNG bis zu 100 Prozent CO2 innerhalb kürzester Zeit einsparen könnten. Gleichzeitig spricht man auch davon, dass Bio-LNG „sauberer“ und effizienter wäre und somit die Fahrzeuge noch effizienter machen würde. Eine mögliche Lösung der Gegenwart, ohne großen Aufwand und mit einem bereits vorhandenen Tankstellennetz. 

Einige Treibstoffproduzenten und Lieferanten haben auch schon signalisiert, dass sie ab 2023 Bio-LNG liefern wollen. 

Wie muss ich mir den Ablauf an der Tankstelle vorstellen?

Der Ablauf an der Tankstelle ähnelt dem normalen Ablauf, nur das ich hier tiefgekühltes LNG in flüssiger Form tanke. Des Weiteren muss ich mich vor einer Berührung mit dem -165 Grad kalten Gas schützen. Hierfür muss ich vor dem Tankvorgang ein paar Vorkehrungen am Fahrzeug treffen und mich selbst mit Handschuhen und einem Gesichtsschutz ausrüsten. Dieser zeitliche Nachteil wird aber während des Tankvorgang aufgeholt, da hier das flüssige Gas unter Druck in den Tank gebracht wird. Ich sage immer, dass ist teilweise „Formel 1 Feeling“, da die Tankstutzen, denen der Formel 1 gleichen. 

In der Anfangszeit 2017/2018 war der zeitliche Aufwand größer und hatte schlechte Kritik. Das lag aber ganz einfach daran, dass die Vorgänge neu waren und erst in „Fleisch und Blut“ übergehen mussten. Hinzu kam, dass es nur wenige Tankstellen gab und die Wartezeiten einen negativer Aspekt darstellten. 

Welche Distanzen kann ein LNG-Gas betriebener LKW fahren?

Ein mit LNG betriebener LKW hat Reichweiten zwischen 800 – 1.200 Kilometern. Faktoren wie z.B. Qualität und Kälte des LNG sowie Transporteinsatz, Streckentopografie und Gesamtgewicht des Fahrzeugs spielen hier wichtige Rollen. 

Worauf sollte ich achten, wenn ich mein Fahrzeug mit LNG-Gas tanke? Ist es an jeder Tankstelle vorzufinden?

Wie gesagt, es ist darauf zu achten, nicht mit dem kalten LNG in Berührung zu kommen, das könnte Verbrennungen zur Folge haben. Ansonsten gibt es hier keine Bedenken, auch wenn das LNG mal am Tank vorbeiläuft – es reagiert dann recht schnell an der wärmeren Umgebung und wandelt von der flüssigen in die gasförmige Form und „verpufft“. Es kann aber nie ein explosionsfähiges Gemisch entstehen, wovor auch viele Leute Angst haben. 

Es ist nicht an jeder Tankstelle vorzufinden, da eine andere Tankanlage als die bisher bekannten dafür vorhanden sein muss – das kalte LNG muss kalt gelagert werden und die Zapfsäule muss dem Tankvorgang entsprechen. 

Herr Schaub, ich danke Ihnen für das Interview!

* Anmerkung Michael Schaub: Bezüglich der Zahlen zu Treibhausgas Emissionen berufe ich mich lediglich auf Recherchen aus dem Internet – hier ist es teilweise schwierig absolut 100 Prozent verwertbare Zahlen zu bekommen, von daher eher vorsichtig damit sein!

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