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Interview

DNA-Herkunfts-Check bei Fleisch und Fleischprodukten

Regionalität wird für die Verbraucher: innen immer wichtiger. Bei Obst und Gemüse ist es relativ einfach, regionale Produkte zu vermarkten. Demgegenüber ist es bei Fleisch und Fleischprodukten schwerer, die Regionalität bei verarbeiteter Ware zu beweisen. Über den DNA-Herkunfts-Check bei Fleisch und Fleischprodukten können Fachgeschäfte, Gastronomiebetriebe und der Handel sicherstellen, wo die Tiere gelebt haben, geschlachtet und verarbeitet wurden. 

Wir sprechen mit Herrn Alexander Berner. Alex ist Key Account Manager bei MSD Tiergesundheit, welche mit der Plattform DNA TraceBack® solche DNA-Herkunfts-Check Programme anbietet.

Alexander Berner DNA-Herkunfts-Check bei Fleisch
Alexander Berner, MSD

Alex, Regionalität wird vielen Verbrauer:innen immer wichtiger. Wie wichtig ist es Dir persönlich?

Natürlich bin auch ich selbst Verbraucher. Ich kaufe sehr gerne regionale Produkte ein. Dies gilt auch für Fleisch und Fleischerzeugnisse. Es ist ein gutes Gefühl, Produkte mit regionalem Ursprung einzukaufen, da wichtige Attribute wie Nachhaltigkeit, Tierwohl und Vertrauen mit regionalen Produkten verbunden sind. Ich persönlich bin bereit, das notwendige und gerechtfertigte „Extra“ dafür zu bezahlen. Nur möchte ich dann bestmögliches Vertrauen haben können, dass dort wo „regional“ draufsteht, auch wirklich „regional“ drin ist.

Ihr betreibt sogenannte DNA TraceBack® Programme. Was ist das eigentlich genau? Und an welchen Produkten wird es durchgeführt?

Eigentlich ist ein solches DNA TraceBack® Programm relativ simpel aufgebaut und schnell erklärt. Wir nutzen die natürliche DNA der Tiere, um den Ursprung und die korrekte Rückverfolgbarkeit von Fleisch und Fleischerzeugnissen nachzuweisen. Diese DNA findet man in aller Regel auch noch im Fleisch, im Hamburger oder in der Wurst. Wenn wir beispielsweise den Ursprung von Rindfleisch aus einer bestimmten Region nachweisen wollen, erstellen wir einen solchen genetischen Fingerabdruck von allen Rindern dieser Region. Die Proben dazu kann man etwa während des Einziehens der offiziellen Ohrmarken mit sogenannten Gewebeohrmarken gewinnen. Die Proben werden dann in unser Labor geschickt und wir erstellen einen genetischen Fingerabdruck, der dann in einer sogenannten Referenzdatenbank abgespeichert wird. Ist diese Referenzdatenbank erstellt, kann man entlang der Verarbeitungskette bis zum Supermarkt oder Restaurant vom dort eingekauften Rindfleisch, Burger oder von der Lasagne einen weiteren genetischen Fingerabdruck erstellen. Kommt das Fleisch aus der bestimmten Region, so lässt sich dieser genetische Fingerabdruck vom Tier in der Referenzdatenbank finden und wir können eindeutig nachweisen, von welchem Tier das Steak stammt. Bei Burgern, Lasagne oder ähnlichem steckt in der Regel natürlich Fleisch von mehr als einem Tier mit drin. Wir können dann auch Aussagen treffen, welche Tiere das genau sind. Das TraceBack® System ist also absolut präzise und braucht sich nicht, wie sonst üblich, auf übliche Lieferdokumentation verlassen, um die Herkunft nachvollziehen zu können.

Welche Vorteile bringt ein DNA-Herkunfts-Check bei Fleisch und Fleischprodukten

a. für die Branche 

b. und Verbraucher: innen?

Das Stichwort für die Branche und Verbraucher heißt Vertrauen. Ein DNA TraceBack® Programm kann den präzisen Beweis führen, dass Fleisch, Fleischprodukte und Fleischerzeugnisse tatsächlich die Attribute haben, für die der Verbraucher bezahlt. Hierzu zählen unter anderem Regionalität, biologische Herkunft und Tierwohl. Wenn der Verbraucher darauf vertrauen kann, dass die auf der Verpackung angegebene Regionalität tatsächlich stimmt, so profitiert ebenso die Branche davon. Denn die Hersteller werden für den geschaffenen Mehrwert auch bezahlt. Gleichzeitig können mit einem DNA TraceBack® Programm die Lieferketten innerhalb der Branche abgesichert werden. Das heißt, ein Einkäufer z.B. im Lebensmitteleinzelhandel kann das System nutzen, um zu überprüfen, ob er mit der korrekten Ware beliefert wird. Das stärkt das Vertrauen entlang der gesamten Lieferkette bis hin zum Verbraucher.

Kann auch ich als Endverbraucher: in eine Probe zu euch senden oder wer sind eure Auftraggeber: innen?

Aktuell finden sich unsere Auftraggeber entlang der Verarbeitungs- bzw. Lieferkette. Das kann ein Lebensmitteleinzelhändler oder ein Fleischverarbeiter sein. In der Schweiz haben wir beispielsweise ein Projekt mit der Branchenorganisation Proviande zur Rückverfolgbarkeit von Schweizer Rindfleisch. Dort ist unser Kunde die gesamte Branche vom Landwirt bis zum Lebensmitteleinzelhandel. Das DNA TraceBack® Programm wird dabei mit der Marke „Schweizer Fleisch“ verknüpft, um so das Vertrauen in diese Marke zu stärken. Wir arbeiten im Moment an verschiedenen Lösungen, um den Verbraucher noch besser in ein solches Programm einzubinden. Die direkte Einsendung von Proben ist aufgrund verschiedener Herausforderungen bezüglich der Probenlogistik aber auch der Qualitätssicherung des Probenentnahmeprozesses noch nicht umsetzbar.

Woran erkenne ich als Verbraucher:in im Groß- oder Supermarkt, dass so ein DNA-Herkunfts-Check bei Fleisch und Fleischprodukten durchgeführt wurde?

Ein DNA TraceBack® Programm ist häufig Teil der Markenstrategie für ein bestimmtes Produkt. Das heißt zum Beispiel in der Schweiz, dass bei Schweizer Rindfleisch mit dem Logo „Schweizer Fleisch“ das DNA TraceBack® Programm automatisch mit enthalten ist. Verbraucher können sich so sicher sein, dass sie das bekommen, was sie kaufen. Ähnlich ist es in den Niederlanden beim Supermarkt Albert Heijn. Wenn der Verbraucher dort Schweinefleisch im Tierwohlprogramm Beter Leven der höchsten Kategorie kauft, so steckt dort DNA TraceBack® mit drin. Das stärkt das Vertrauen der Verbraucher sowohl in die Marke Beter Leven als auch in Albert Heijn.

Wo finde ich als Verbraucher:in Produkte mit eurem DNA-Herkunfts-Check für Fleisch und Fleischprodukte?

In Deutschland arbeiten wir aktuell an mehreren Projekten. Bei Rindfleisch haben wir dieses Jahr gemeinsam mit dem Fleischverarbeiter Vion gestartet. Ganz frisch ist die Zusammenarbeit mit der Deutschen Frühstücksei zur Rückverfolgbarkeit von Fleisch von Bruderhähnen von Legehennen. Besonders spannend ist hier, dass wir gleich die Rückverfolgbarkeit der Tafeleier mit anbieten können, um auch das Verbrauchervertrauen in dieses Lebensmittel weiter steigern zu können.

Vielen Dank für das Interview!

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