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Die neuen DGE Empfehlungen 2023

Klaus Martin Fischer DGE
Klaus-Martin Fischer

Seit einigen Wochen beschäftigt sich die deutsche Fleisch- und Wurstbranche mit einem Thema  – den neuen Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Grund sind die ersten bekanntgewordenen Auszüge aus den neuen Ernährungsrichtlinien, die besagen, dass die Empfehlungen zum Verzehr von tierischen Lebensmitteln drastisch nach unten reguliert werden sollen. Man spricht aktuell von einem Richtwert von 70 g/Woche. Die aktuelle Empfehlung geht von 600 g Fleisch/Woche aus. Der Schwerpunkt würde zukünftig mehr auf einer nachhaltigen Produktion liegen, so das Argument der DGE. Welche Handhabe hat die Fleisch- und Wurstbranche, um sich diesen neuen Richtlinien entgegenzustemmen?

Wir sprechen mit dem Frankfurter Unternehmensberater Klaus-Martin Fischer von den Ebner Stolz Management Consultants.

Herr Fischer, bevor wir mit Ihnen über das eigentliche Thema sprechen, stellen Sie sich bitte kurz vor.

Auf meiner Visitenkarte steht Unternehmensberater, doch wer mich in der Agrar- und Ernährungsbranche kennt, der weiß, ich bin Analytiker, Impulsgeber und Umsetzer in einer Branche, die ich seit drei Jahrzehnten begleite.

Die Fleischbranche befindet sich seit geraumer Zeit in einem enormen Transformationsprozess, bedingt durch diverse Krisen. Nun rumort es auch an anderer Stelle – die DGE plant in diesem Jahr neuere Richtlinien, die den Verzehr von tierischen Lebensmittel und hier speziell von Fleisch- und Wurstwaren stark einschränken möchte. Was hat es damit auf sich?

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat leider vergessen, was ihre Aufgabe ist: Eigentlich ist sie als wissenschaftliche Organisation dafür zuständig Ernährungsempfehlungen für uns Deutsche abzugeben. Das tut sie seit vielen Jahrzehnten auf wissenschaftlicher Basis. Beispielsweise fordert sie seit vielen Jahren, dass Menschen ab 60 Jahren mehr tierische Proteine verzehren sollen, da sie aktuell oftmals unterversorgt sind.
Nun wurden allerdings neue Empfehlungen durchgestochen, die erhebliche Veränderungen fordern. Im Kern: Deutlich weniger Fleisch essen. Die Frage ist: Wie kommt die DGE zu Ihrer neuen Einschätzung, wenn sich auf wissenschaftlicher Seite keine neuen Erkenntnisse durchgesetzt haben?

Argumentiert wird damit, dass man sich mehr um den Nachhaltigkeitsaspekt kümmern möchte. Eigentlich im Trend der Zeit – Was ist so falsch daran, dass die DGE diese Empfehlung ausspricht?

Am nachhaltigsten isst der Mensch, wenn er nicht existiert und damit Tier und Umwelt ihrem ursprünglichen Habitus überlässt. Wer isst, verzehrt Energie und damit Ressource. Nein, Ideologie beiseite. Der menschliche Körper benötigt eine ausgewogene Ernährung, um das Beste aus ihm herauszuholen. Dabei haben wir nicht nur in unserer westlichen Gesellschaft viele Hausaufgaben zu machen. Was mich aber stört: Ein Ernährungsphysiologe ist kein Experte für Fruchtfolge, Tiergenetik oder Haltungsformen. Daher sollte die DGE zu diesen Themen keine politisch motivierten Aussagen tätigen und damit ihre Funktion missbrauchen.

In einem Post auf LinkedIn kritisieren Sie die Kommunikationsweise der DGE – was stört Sie konkret?

Die DGE missbraucht ihre Autorität. Die Gesellschaft hat eine hohe wissenschaftliche Expertise und sollte sich nicht vor einen politischen Karren spannen lassen.

Auch die Fleischbranche sprechen Sie direkt an. Was wollen Sie mit Ihrem Weckruf erreichen?

In Deutschland hat sich ein Framing etabliert, das Rotfleisch ungesund ist, Weißfleisch gesund, am besten für die menschliche Gesundheit aber eine rein pflanzliche Ernährung ist. Das ist nicht nur wissenschaftlich falsch, sondern politisch motiviert. Das Ergebnis dieses Deutungsrasters erleben wir aktuell in den Absatzzahlen der Branche. Das schlechte Image ist ein Grund für die miesen Zahlen. 

Schon auf dem Fleischkongress 2019 haben Sie versucht die Branche aufzurütteln. Sehen Sie hier Fortschritte?

Ja, es gibt viele zahlreiche Initiativen. LSW ist ein gutes Beispiel. Auch die Ankündigungen von VDF und Bauernverband sind sehr zu unterstützen. Ich unterstütze es sehr, wenn die Branche vom Reden ins Machen kommt.

Vielen Dank für das Interview!

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