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Die Bedeutung von Mooren als Klimaschutzmaßnahme

Prof. Dr. Friedhelm Taube - Moore und der Klimaschutz
Prof. Dr. Friedhelm Taube

Die Landwirtschaft und die nachgelagerte Branche sind nicht nur an den Treibhausgasemissionen beteiligt. Sie sind auch ein Teil der Lösung, wie diese minimiert werden können. Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2045 klimaneutral zu sein. Hierbei hilft auch der Sektor Landwirtschaft. Neben der Bindung von schädlichen Klimagasen in Weide-, Acker- und Waldboden stehen nun auch die Moorböden in der Diskussion, mehr für den Klimaschutz eingesetzt zu werden. Moore können im nassen Zustand viel klimaschädlichen Kohlenstoff speichern. Hier tritt nun ein Problem auf, denn: landwirtschaftliche Betriebe benötigen die trockengelegten Moorflächen als Futter- und Lebensgrundlage für ihre Tiere.

Wir sprechen mit dem Experten Prof. Dr. Friedhelm Taube, Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung und Leiter der Abteilung Grünland & Futterbau/Ökologischer Landbau von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, über den Einfluss der landwirtschaftlich genutzten Moore auf den Klimawandel und welche Lösungen die Wissenschaft erarbeitet.

Aktuell befinden wir uns in der Zeit der Multikrisen. Die Gesellschaft stellt sich aktuell den verschiedensten Herausforderungen wie Inflation, Versorgungsunsicherheit, … und nicht zu vergessen den Klimawandel. Haben Sie das Gefühl, dass wir uns mit zu vielen Themen im Alltag beschäftigen und der Klimawandel mit seinen gravierenden Konsequenzen in den Hintergrund geraten ist?

Ja, es ist so, dass offensichtlich in der großen Politik der Klimawandel und die Herausforderungen der Klimaanpassung sowie die Vermeidung von Treibhausgasemissionen nicht die Bedeutung haben, wie andere Großthemen, mit denen wir uns befassen.

Kommen wir zu Ihrem aktuellen Projekt „KlimaFarm“. In diesem zeigen Sie auf eindrucksvolle Weise, dass Umweltverbände, Landwirtschaft und Wissenschaft miteinander nach Lösungen suchen. Was ist das Kernthema des Projektes „KlimaFarm“?

Im Projekt „KlimaFarm“ untersuchen wir beispielhaft an ausgewählten Standorten in der Eider-Treene-Sorge-Niederung mit dem Zentralstandort Erfde, die Möglichkeiten der Landnutzung im Laufe der Wiedervernässung – bis hin zur vollständigen Wiedervernässung. Hier geht es insbesondere darum, dass eine stoffliche und auch energetische Nutzung der Biomasse offiziell geprüft wird. Unsere Aufgabe als Gruppe „Grünland und Futterbau/ Ökologischer Landbau“ ist dabei, die Erfassung der Treibhausgasemission in den verschiedenen Wiedervernässungsszenarien.    

Welche Effekte kann eine Wiedervernässung auf die Treibhausgasemissionen haben?

Wir wissen, dass die Wiedervernässung von dränierten, intensiven, landwirtschaftlich genutzten Mooren eine der effizientesten Maßnahmen im Bereich der Vermeidung von Treibhausgasemissionen bei der Landnutzung darstellt. Eigene Ergebnisse aus unserer Gruppe belegen, dass sie in der Eider-Treene-Sorge-Niederung derzeit bis zu 40 Tonnen CO2-Emissionen zu vermerken sind. Und dass wir bei einer Wiedervernässung eine Größenordnung von bis zu 30 Tonnen und mehr einsparen können.

Für eine Wiedervernässung der Flächen wird Wasser benötigt. Woher soll das viele Wasser für die Wiedervernässung vonMooren kommen?

Die Frage der verfügbaren Wassermengen zur Wiedervernässung stellt sich in Schleswig-Holstein kaum. Im Gegensatz zum Beispiel zu Brandenburg oder anderen Bundesländern mit geringeren Grundwasserspiegeln. In Norddeutschland haben wir eine klimatische Wasserbilanz von + 250 bis + 300 Millimeter pro Jahr. Das heißt, durch eine entsprechende Wasserführung ist es ohne weiteres möglich, ausreichend Wasser für die Wiedervernässung der Moore bereitzustellen. Mehr noch, es dient auch der Ertragssicherheit auf den Mineralböden in der Umgebung, weil wir durch die Anstauung in den Mooren mehr Feuchtigkeit in der Luft haben und damit auch für die intensive landwirtschaftliche Produktion Wasser sparen.

Vielen Dank für das Interview!

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